90
Baroccio, Ambrogio d'Antonio
Baroccio , Federico.
Kapelle dieses Heiligen in S. Agostino zu Arezzo, verschiedene andere Malereien
in der Dechanei, in S. Bartolommeo und in S. Spirito ebendaselbst und einige Ge-
mälde in der Kapelle des heil. Nicolaus in S. Spirito zu Florenz. Durch einen
Sturz vom Gerüste bei den beinahe beendigten Malereien in S. Gimignano kam er
1380 ums Leben. In Barna's YVerken findet man, höchst charakteristisch für die
sienesische Kunstrichtung in der zweiten Hälfte des XIV. Jahrhunderts, bei aller
Beobachtung der Erscheinungen und Verhältnisse des Lebens und vielseitigeren Auf-
fassung desselben, bei aller Lebendigkeit und scharfen Charakteristik, immer noch
viele jener, von den ältesten christlichen Künstlern erfundenen und gestalteten,
du1'ch die neueren griechischen Maler überlieferten typischen Charaktere und Zu-
sammenstellungen, und, bei allen Anüügen einer naturalistischen Durchbildung,
dennoch die jener früheren Darstellungsweise eigene übergrosse Länge der Figuren
und fast gespenstige Feinheit der Gesichtszüge. Barnais Schüler waren Giovailni
d'Asciano, der seine Fresken in Gemignano vollendete, Luca di Tome, und. der
Goldschmied Giov. di Bartolo aus Siena.
hitcratur. Vasari, Leben der ausgezeiclmotsten Maler, Bildh. und Architekten. D ella Valle, Lettere
Sanesi. Rumohr, Italienische Forschungen.
Baroccio, Ambrogio d'Antonio, wahrscheinlich der Vater oder Grossvater des
Folgenden, wie aus Namen, Lebenszeit, Vaterland und namentlich aus der Aehn-
lichkeit der Gesichtszüge beider in ihren Bildnissen in, der llorentinischen Gallerie
(gest; im Museo Fiorcntino) geschlossen wird, war ein berühmter Bildhauer seiner
Zeit, der um 1480 von lilederigo Feltrio, Herzog von Ürbino, an seinen Hof gerufen
wurde, um dessen prachtvollen Palast mit Scullaturen zu schmücken.
Baroccio, Federico, auch Barocci, Barozzi geschrieben, oder Fiori Federico
genannt, geb. zu Urbino 1528, war ursprünglich ein Schüler des Batt-ista Franco,
der in seiner Vaterstadt einige Malereien ausführte und ihm in seinem Unterricht
Geschmack an den Werken der Venetianer, besonders des Tizian , beibrachte, nach
welchem er später viel kopirte. Er bildete sich hierauf in Rom besonders nach den
Werken Raphaels, den er in seinen ersten bedeutenderen Gemälden liir die Haupt-
kirche seiner Vaterstadt, einem heil. Sebastian und einer heil. Cäcilie immittirte, und
später, als er nach seiner Heimkehr mit den Malereien Correggids bekannt wurde,
nach diesem Meister weiter aus. Bei einem zweiten Aufenthalt in Rom zog er durch
einige treifliche gemalte Bilder die Aufmerksamkeit des Papst-es Pius IV. auf sich,
der ihm im Jahr 1560 mit noch einigen andern Künstlern die Malereien seines kleinen
Palastes im Gehölz von Belvedere übertrug. Allein seine neidischen Kunstgenossen,
die er in seinen Arbeiten alle übertraf, brachten ihm aus Eifersucht Gift bei, so dass
er es für gerathener hielt, Rom und seine begonnenen YVerke zu verlassen, um in
seiner Heimath seine schwer angegriffene Gesundheit wieder herzustellen. Nach
seiner Wiedergenesung malt-e er als Dank gegen die göttliche Jungfrau für die
Kirche S. Francesco seiner Vaterstadt: eine Madonna mit dem Kinde und Heiligen,
und darauf für den Dom von Perugia; eine Kreuzabnahme, eines seiner (mehrmals
wiederholten) Ilauptwerke (gestochen von Sadeler), das in der wild bewegten
Gruppe um die hinsinkende Madonna nicht ohne wirklich ergreifende Grösse ist.
Von nun an nahm Baroccids Ruhm täglich zu und er wurde aufs Vielseitigste für
die verschiedensten Kirchen Italiens beschäftigt. So malte er für die Kapelle einer
Laienbrüderschaft in der Pieve zu Arezzo: eine Madonna als Fürbitterin (mit, der Jahrs-
zahl 1579), jetzt in der Gallerie der Utfizien zu Florenz; ein sehr tiichtiges Bild
für die Kirche S. Maria della Vallicelia, die Darstellung im Tempel und den Besuch
der Maria, und für S. Maria sopra Minerva zu Rom: die Einsetzung des heil, Abend-
mahls , ein Bild, für das er vom Papst mit einer goldenen Halskette beehrt wurde;
für die Kirche zu Loret-to: eine Verkündigung; für den Dom zu Genua: eine Kreuzigung;
für Pesara: die Berufung des heil. Andreas zum Apostelamt, nebst anderen Kirchen-
bildern für Ravenna, Macerzita, Cortona u. s.w. Auch in öifentlichen Gallerien findet
man noch manche bemerkenswerthe Bilder des äusserst thätigen Meisters, über
dessen Fruchtbarkeit man um so mehr erstaunen muss, als seine Gesundheit ihm nur