Barbieri , Domenico
Barbieri, Giov.
Francesco.
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Barbieri, Domenico, gen. Domenico Fiorentino, geb. zu Florenz um 1506, war
der beste der Stuccatoren, welche unter Rosso und Primaticcio die Säle der Pa-
läste zu Fontainebleau mit treülichen Stuccouarheiten schmückten. Vasari rühmt ihn
auch als Maler und Zeichner, insbesondere aber als Kupferstecher vom seltensten
Verdienst. Die vorzüglichsten seiner äusserst zierlich und zart ausgeführten, sehr sel-
tenen Blätter, von" denenBartsch in seinem „Peintre graveur" neun beschreibt, sind:
die Steinigung des heil. Stephanus und Amphiaraus erregt gegen Aeneas ein Un-
gewitter, ersteres Blatt nach seiner eigenen Zeichnung und Composition, letzteresE
nach Rosso.
Barbieri, Giov. Francesco, genannt Guereino da. Cento , geb. 1590 bzu gento,
gest. 1666 zu Bologna, erhielt seinen ersten Unterricht in der Malerei ei ene-
detto Gennari und bildete sich später auf Reisen, namentlich während eines
längeren Aufenthalts in Bologna, Venedig und Rom zu einem treiflichen, seiner Zeit
viel gerühmten Meister aus, der, einerseits der Richtung der Carraccfschen Schule
folgend, anderseits von dem Einüuss des Caravaggio beherrscht, in seiner Kunst-
weise gewissermassen in der Mitte steht zwischen Guido Reni und jenem kecken
Hauptmeister der Naturalisten. Denn es sind die von ihm dargestellten Charaktere
und Formen wahrer und lebendiger, als die des ersteren, edler und gewählter, als
die des letzteren, und in seinen früheren Werken sucht er mehr die kräftigen Wir-
kungen des C aravaggio, in den späteren mehr die zartere und anmuthigere Manier
des Guido zu erreichen. S0 schwankt sein Styl zwischen conventioneller Idealität
und einer derben Wirklichkeit. Er versteht es eine imposante Aeusserlichkeit zu
entfalten, man vermisst aber poetische Intentionen, den tieferen Gehalt; seine
Charaktere verrathen eine gewisse Kraft und Energie, aber ohne alle Grossheit,
seine Gesichtsbildungen sind individuell beseelt, aber meistens gewöhnlich natura-
listisch, seine Zeichnung ist richtig, aber ohne Adel. Dagegen zeichnete er sich
vor den meisten seiner künstlerischen Zeitgenossen durch eine ausserordentliche
Fertigkeit im Technischen aus. Er Wusste die Formen aufs Vortrefflichste zu model-
liren und zu runden, und führte den Pinsel in Oel wie in Fresco mit ungemeiner
Meisterschaft.
Man unterscheidet drei verschiedene Manieren, die Guercino während seiner
langen und erstaunlich fruchtbaren künstlerischen Thätigkeit befolgte. Die erste
gibt sich durch starke schwere Schatten und scharfe gelblich grüne Lichter, harte
Umrisse, aber schlagende Wirkung in der Art des Caravaggio kund; die zweite,
durch ein gründliches Studium "der Venetianer hervorgerufen, vereinigt Kraft mit
Ylfärme und Klarheit der Farbe und einem vorzüglichen Helldunkel, so dass die
starken Gegensätze von Licht und Schatten durch Uebergänge verschmolzen und
die Formen aufs Trefflichste abgerundet erscheinen; die dritte endlich, die von
Guercinds, nach Guido's Tod (1642) erfolgter Uebersiedlung nach Bologna datirt,
und durch sein Bestreben, des letzteren allbeliebter Lieblichkeit nachzueifern, moti-
virt wird, spricht sich durch ein gewisses sentirnentales, aber zu eigenthümlicher
Anrnuth durchgebildetes Gepräge, einen ungemeinen Reiz in zarter Zusammenstellung
der Farben. und helles, heiteres und frisches Colorit aus. Die letztere Manier artete
äber in späterer Zeit in Verüachung der Gedanken und Verschwommenheit der Fär-
ung aus.
Zll Guercino's besten Werken gehören, unter denen aus seiner früheren Zeit:
ein Paar treffliche Bilder in der Bologneser Pinakothek: der h. Wilhelm von Aqui-
53111611, das Mönchsgewand nehmend und der heil. Bruno, dem die heil. Jungfrau
eTächeilltä im Palast Spada zu Rom: Dido's letzte Augenblicke, ein grosses figuren-
TelcheS Bild (gest. v. R. Strang-e), gleich dem der heil. Petronilla in der Gallerie
des Cöipitols zu Rom (gest. v. N. D origny); ferner: der heil. Petrus mit Schlüssel und
Bußhä de? heil. Paulus mit dem Schwert, die Auferweckung des Lazarus, der heil.
Fraßnzlsclls, verzückt durch die Musik eines Engels, der heil. Hieronymus, der die
xiosaune des Jüngsten Gerichts zu hören glaubt und Maria, das segnende Kind haltend,
1m Louvre zu Paris. Aus der zweiten Periode: Petrus, die Tabitha erweckend im