Kunst.
Textile
Decke.
Die
43
effekt desjenigen, welches dargestellt ist, sondern gleichsam durch
das erweckte Gefühl der Unsicherheit, der Furcht vor dem Fallen,
der Unbehaglichkeit des Liegens auf harter und knorriger Ober-
fläche oder auf zu weichen Gegenständen, also durch Mittel, die
nichts weniger als künstlerisch sind, diese Wirkung erzielt wird.
Mithin Brunnenlöcher im Fussboden, scheinbar hervorgebracht
durch zu scharf abgeschnittene Kompartimente, und schneidende
Kontraste von hell und dunkel, sowie architektonische Relieforna-
mente, erhabenes Leistenwerk, Wappenschilder, plastische Nach-
ahmungen von Früchten, Muscheln, Speiseüberresten und der-
gleichen Motive sind wohl absolut verwerflich, ausgenommen
etwa, wenn sie an Stellen angebracht sind, die eben
nicht die Bestimmung haben, betreten zu werden oder
sich darauf zu lagern.
Schwieriger wird die Entscheidung, wo die Anwendung vege-
tabilischer und anderer organisch belebter dekorativer Elemente
oder wohl gar die Applikation von Gegenständen der höheren
tendentiösen Darstellung in Frage kommt.
Hier ist nun zuerst in Betracht zu ziehen, ob an dieser Stelle
überhaupt dekorative Elemente der genannten Art, und namentlich
historische Darstellungen, stilgerechte Anwendung finden können,
und wenn diess der Fall, welche Bedingungen und Beschränkungen
dabei obwalten.
Man würde offenbar den Purisnius zu weit treiben, wollte man,
wie diess mitunter geschehen ist, geradezu jede imitativ ornamen-
tale Behandlung des Fussbodens als stillos bezeichnen, da doch
schon der natürliche Teppich, der blumendurchwirkte Rasen, das
anmuthigste und jedem unverdorbenen Sinne von selbst entgegen-
tretende Analogon einer derartigen Behandlung bildet und der Kunst
des Stickens, die ohne Zweifel sehr früh in Anwendung kam, wo es
sich handelte, die Decke eines Lagers zu dekoriren, das Nachahmen
vegetabilischer Formen innerhalb gewisser konventioneller, durch
die Technik vorgezeichneter Schranken wenigstens ebenso geläufig
und leicht ist, wie das Wiederholen geometrischer Formen und
Durchschlingungen paralleler Linien es sein können. Gerechtere
Bedenken mögen freilich gegen das Einfügen historischer oder
realistisch imitativer, dem Genrelache oder dem Stilleben angehö-
riger Darstellungen erhoben werden; indessen darf man auch diese
nicht rigoristiseh und allgemein verwerfen. Es ist ein vergebliches