Volltext: Die textile Kunst für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 125 in den Text gedr. Holzschn. und 15 farb. Tondrucktaf (Bd. 1)

Kunst. 
Textile 
Decke. 
Die 
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effekt desjenigen, welches dargestellt ist, sondern gleichsam durch 
das erweckte Gefühl der Unsicherheit, der Furcht vor dem Fallen, 
der Unbehaglichkeit des Liegens auf harter und knorriger Ober- 
fläche oder auf zu weichen Gegenständen, also durch Mittel, die 
nichts weniger als künstlerisch sind, diese Wirkung erzielt wird. 
Mithin Brunnenlöcher im Fussboden, scheinbar hervorgebracht 
durch zu scharf abgeschnittene Kompartimente, und schneidende 
Kontraste von hell und dunkel, sowie architektonische Relieforna- 
mente, erhabenes Leistenwerk, Wappenschilder, plastische Nach- 
ahmungen von Früchten, Muscheln, Speiseüberresten und der- 
gleichen Motive sind wohl absolut verwerflich, ausgenommen 
etwa, wenn sie an Stellen angebracht sind, die eben 
nicht die Bestimmung haben, betreten zu werden oder 
sich darauf zu lagern. 
Schwieriger wird die Entscheidung, wo die Anwendung vege- 
tabilischer und anderer organisch belebter dekorativer Elemente 
oder wohl gar die Applikation von Gegenständen der höheren 
tendentiösen Darstellung in Frage kommt. 
Hier ist nun zuerst in Betracht zu ziehen, ob an dieser Stelle 
überhaupt dekorative Elemente der genannten Art, und namentlich 
historische Darstellungen, stilgerechte Anwendung finden können, 
und wenn diess der Fall, welche Bedingungen und Beschränkungen 
dabei obwalten. 
Man würde offenbar den Purisnius zu weit treiben, wollte man, 
wie diess mitunter geschehen ist, geradezu jede imitativ ornamen- 
tale Behandlung des Fussbodens als stillos bezeichnen, da doch 
schon der natürliche Teppich, der blumendurchwirkte Rasen, das 
anmuthigste und jedem unverdorbenen Sinne von selbst entgegen- 
tretende Analogon einer derartigen Behandlung bildet und der Kunst 
des Stickens, die ohne Zweifel sehr früh in Anwendung kam, wo es 
sich handelte, die Decke eines Lagers zu dekoriren, das Nachahmen 
vegetabilischer Formen innerhalb gewisser konventioneller, durch 
die Technik vorgezeichneter Schranken wenigstens ebenso geläufig 
und leicht ist, wie das Wiederholen geometrischer Formen und 
Durchschlingungen paralleler Linien es sein können. Gerechtere 
Bedenken mögen freilich gegen das Einfügen historischer oder 
realistisch imitativer, dem Genrelache oder dem Stilleben angehö- 
riger Darstellungen erhoben werden; indessen darf man auch diese 
nicht rigoristiseh und allgemein verwerfen. Es ist ein vergebliches
	        
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