'l'extile
Kunst.
Die
Decke
35
Es sind Fälle denkbar, in Welchen die Symmetrie keinen Aus-
druck haben darf, während die Proportionalität und aufwärts ge-
richtete Gliederung allein formenbestimmend wirkt. Diese Fälle
treten ein, wo Decken oder Bekleidungen nicht aus glatten Flächen
bestehen, sondern faltenreiche Draperieen (aulaea) bilden. Es darf
schon in ihrem allgemeinen Zuschnitte nichts liegen, welches dem
proportionalen Verhalten der Theile unter sich und zu dem Ganzen,
das durch sie verhüllt oder bekleidet Wird, entgegenwirken könnte.
Die Falten müssen sich dem Organismus anschmiegen, seine Eigen-
schaften hervorheben, seine formellen Mängel und Unentschieden-
heiten verhüllen und korrigiren.
Ueber
das
Fläche Figurirte.
auf der
Es war in dem Vorhergegangenen nur hauptsächlich auf das
Allgemein-Formelle Rücksicht genommen worden, es bleibt noch
übrig, nachzuweisen, wie die Gesetze der Symmetrie und Propor-
tion bei aufrechten Wandflächen und herabhängenden Vorhängen
sieh geltend machen in Rücksicht auf dasjenige, Welches auf diesen
Bekleidungsflächen dargestellt oder figurirt wird.
Der Grundsatz der Fläehenornamentation wurde schon
oben als aus der formalen Grundidee der Flache als solcher her-
vorgehend und ihr entsprechend nachgewiesen. Er folgert sich
aber zugleich aus der Einheitlichkeit desjenigen, Welches durch
die Bekleidung als Inbegriffliches und Ganzes gefasst wird und
sich als solches nicht ungestört kund geben kann, wenn die Orna-
mentation der umfassenden Flächen diesen die Eigenschaft des
kontinuirlichen räumlichen Abschliessens und Umfassens schein-
bar raubt.
Das richtige Verhältniss des Umfassenden zu dem Umfassten
muss sich ausserdem noch dadurch kund geben, dass dieses in
seiner Wirkung, d. h. in allen seinen formalen Eigenschaften, so-
wie in seinem Coldrite durch jenes kräftigst gehoben und getragen
werde und auf ihm, gleichsam wie auf einem passend gewählten
Hintergrunde, sich als Hauptsujet unverkennbar darthue. Dieses
Ziel Wird aber wieder durch ganz dieselben Eigenschaften der
Ornamentation erreicht, die sich aus dem formalen Begriffe der
Fläche als solcher a priori entwickeln lassen und gleichzeitig der