Die
Decka
Das Bedürfniss des Schutzes, der Deckung und der Raum-
schliessung war einer der frühesten Antriebe zu industriellem Er-
finden. Der Mensch lernte natürliche Decken, z. B. das zottige
Fell der Thiere, die schützende Rinde der Bäume, in ihrem Wesen
und ihrer Bestimmung erkennen, sie zu eigenen Zwecken nach
ihrer richtig aufgefassten natürlichen Bestimmung benutzen, sie zu-
letzt durch künstliches Geflecht nachbilden. Der Gebrauch dieser
Decken ist älter als die Sprache, der Begriff der Deckung, des
Schutzes, des Abschlusses ist unauflöslieh an jene natürlichen und
künstlichen Decken und Bekleidungen geknüpft, die somit die
sinnlichen Zeichen für jene Begriffe geworden sind und als solche
vielleicht das wichtigste Element in der Symbolik der Baukunst
bilden.
Die Bestimmung der Decke bildet einen Gegensatz zu dem,
was das Gebinde bezweckt. Alles Abgeschlossene, Geschützte,
Umfasste, Umhüllte, Gedeckte zeigt sich als einheitlich, als
Collectivität, wogegen alles Gebundene sich als Gegliedertes,
als Pluralität kund gibt.
Wenn die Grundform des Gebindes linearisch ist, so tritt
bei Allem, was decken, schützen und abschliessen soll, die Fläcshe
als Formen-Element auf. Die Eigenschaften der Fläche, nämlich
Ausdehnung nach der Breite und Länge, Abwesenheit der dritten
Dimension als thätiges Element der Erscheinung, endlich Begren-
zung durch Linien (gerade, krumme oder gemischte), verbunden
mit der oben erwähnten allgemeinen Bestimmung der Decken, als
einheitlich Umfassendes, bilden die wichtigsten allgemeinen Mo-
mente, die den Stil der Decke bedingen.
Hieraus ergibt sich nun erstens, dass die Hülle oder die
Decke sich als Fläche manifestiren müsse. Schon dem
ganz abstracten, um den Nutzen und das Zweckmässige unbeküm-'
merten Schönheitssinne widerstehen daher derartige Decken, welche
die Eigenschaft, Flächen zu sein, nicht besitzen, oder bei denen
diese Grundeigenschaft wohl gar künstlich und nur scheinbar auf-
gehoben ist, während sie ihrer Bestimmung entsprechend der That
nach Wirklich vollkommene Flächen sind. Noch widersinniger er-