Textile Kunst.
Schlussbemerkungen.
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So färbten die Römer selbst das was sie weise liessen mit durchscheinen-
dem Purpurlichte; das Weiss ist ihnen in diesem Iälalle, wie auch bei der ge-
färbten Politio, die überall nothwendige Grundlage des Colorits, die ihren
candor mit letzterem keineswegs einbiisst. Dieses Bild des Ovid ist wieder,
wie die vorhercitirten des Lukian, gleichsam in die antike Polyehromie ge-
taucht, die Form ist mit tiefeindringenden transparenten Farben gesättigt,
Form und Farbe ist Eins. Nur der Schmuck, der ornatus, hier das Haupt-
haar, die talaria und die genualia, mit dem gemalten oder gestickten Limbus,
lösen sich noch von der Lokalferbe besonders ab und sind emaillirt, enkau-
stisch gemalt: sie sind die operosa. et picturae in modum variata. Circumlitio
des Seneka, Es lässt sich kaum bezweifeln dass dem Dichter bei seinem
Bilde irgend eine polychrome Atalanta, das damals allgekannte Werk eines
berühmten Bildhauers, vorschwebteß
Die Akten über die polychrome Frage sind noch nicht als geschlossen
zu betrachten, und somit ist jeder Beitrag der sie betrifft zu berücksichtigen;
ich übergebe daher hier zum Schluss noch einen Brief der Oetfentlichkeit
den Schinkel an mich richtete als ich ihm meine erste Brochüre über den
hier verhandelten Gegenstand geschickt hatte. An und für sich ist schon
Alles was berühmte Männer über ihr Fach äusserten der Aufzeichnung werth,
und dieser Brief gewiss um so mehr als er des grossen Architekten eigene
Ueberzeugungen über die streitige Frage ausspricht und gleichsam das Progno-
stikon ihres nächsten Schicksales enthält.
Als zweite Zugabe folgt eine von dem Chemiker Wilhelm Semper, dem
Bruder des Verfassers, bereits im Jahre 1834 veranstaltete qualitative Analyse
von Farbeniiberresten, entnommen von einem Stücke Plafond vom Theseus-
tempel, das, in die christliche Nische dieses Tempels eingemauert und so Jahr-
hunderte lang geschützt, einen Theil seiner Farben sehr frisch erhalten hatte;
sowie von einem Stück des Ueberzugs der Trajanssäule, das der Verfasser
ablöste und mit nach Deutschland brachte. Sie liefert einen interessanten
Beitrag zu den sonstigen bereits bekannt gemachten Untersuchungen der Che-
miker iiber antike Farben.
Brief des
Hrn.
Oberbaudirektors
Schänke!
den
Verfasser.
Ew. Wohlgeboren
haben mir durch die gütige Uebersendung Ihrer Schrift über die bemalte
Architektur und Plastik bei den Alten eine ganz besondere Freude gemacht,
indem ich mit Vergnügen sah dass Sie nicht zögerten die vorläufigen Er-
öEnungen über diesen wichtigen in unserer modernen Architektur vielfach
1 Kugler wird mich
Textes beschuldigen.
Vorwurf.
auch hier wieder des Hineinlegens
Immerhin! Ich mache ihm den
in die Worte des
entgegengesetzten