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Viertes Hauptstück.
sehr gefehlt. -Eine Stele, ein Zeichen aus der Ferne (617942), wurde vielleicht
nach alter Ueberlieferung von weissem Steine errichtet und weiss gelassen;
auch steht vielleicht diess Weiss der Stelen mit dem Hekatekult im Zusam-
menhang, deren Statue nach Plinius ebenfalls weiss war; Udoch ist es dieser
pindarischen Phrase gegenüber auffällig dass gerade Stelen bekanntlich die
einzigen griechischen Monumente sind an denen sich unbestrittene Spuren
nicht nur von Gemälden sondern auch des Roth, womit die Hauptiiächen des
Steines überzogen waren, erhieltenß Auch auf buntfarbigen Vasen kommen
rosenfarbige Stelen vor. 2
Die von Ulrichs urgirten Stellen aus römis chen Dichtern könnte ich füg-
lich ganz übersehen, da schon im Texte gezeigt worden ist, wie der polylithe
Stil den weissen Marmor als solchen zulässt; jedoch würde sich diess schwer-
lich aus dem 8ten Buche des Virgil beweisen lassen, wo der Dichter den aus
Silber, Gold etc. getriebenen Schild des Aeneas des Breiten beschreibt, und
uns" unter anderen darauf befindlichen Caelaturen (wie die Porticus des
Kapitals aus Gold, die silberne Gans und die gleichfalls aus demselben
Metalle gemachten Gallier mit goldenem Haar und goldgestreiften Röcken)
auch die schneeige Schwelle des palatinischen strahlenden Apoll verführt.
Diese Schwelle (pars pro toto) bezieht sich wahrscheinlich nur und allein auf
die berühmten Elfenbeinthiiren, die August in den Tempel des palatinischen
Apollo stiftete. Uebrigens sind Eigenschaften wie candor, splendor, nitor,
welche dem weissen Marmor und dem Mörtelstuck von Dichtern und Prosaisten
beigegeben werden, keineswegs solche, die mit der weissen Farbe der genann-
ten StoEe verschwinden, wie folgende Stellen des Vitruv unter vielen andern,
unumstösslich darlegen:
(Vitruv. VIII. 3.] . sed et bacillorum subactionibus fundata soliditate
marmorisque candore {irme levigato, coloribus cum politionibus
inductis, nitidius expriment splendores.
(Vitruv. VII. 7. sub fine) . quibus inductis et diligenti tectorum fri-
catione levigatis colorum ratio habeatur ut in his perlucentes ex-
primant splendores . . .
Hier sei es getattet, noch schliesslich auf ein glänzendes Bild aus
Ovids Metamorphosen hinzuweisen, von dem ich nicht weiss, ob es schon
mit unserem Gegenstands in Bezug gesetzt werden ist. In Metam. X. 591
heisst es nämlich von der im raschen Wettlaufe erhitzten Atalanta:
. . . Cursus facit ipse decorem.
Aura. refert oblata. citis talaria plantis
Tergaque jactantur crines per eburnea, quaeque
Poplitibus suberant picto genualia. limbo;
Inque puellari corpus candore ruborem
Traxerat. haud aliter, quam cum super atria velum
Candida purpureum simulatas inficit umbras.
v
1 Schon Fauvel hat dergleichen beschrieben
Vorkommen. Kunstblatt Nr. 59 des Jahrg. 1838.
2 38-0111 Rochette peint. antiques sub (ine.
Rosa
und
bestätigt
deren