Textile
Kunst.
Schlussbemerkungen.
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Künste zu entlehnen und auf die Bemalung der Skulptur und Architektur so häufig
und unzweideutig anspielt dass es wiederum für die Gegner der Polychromie
nicht gerathen war auf ihn sich zu berufen. Die beiden Gespräche Imagines
und de Imaginibus drehen sich gleichsam um diesen Punkt herum; sie sind
in der Wirklichkeit nichts anderes als die Paraphrase eines reizenden poly-
chromen griechischen Bildwcrkes. Alle Künste, auch die Poesie und Prosa,
sowie die Philosophie, haben beigesteuert es zu schmücken, nicht „bloss ober-
flächlich sondern mit einer tief eindringenden Beize gesättigter
Farbenpracht!" 1
Die Philosophie ist als die Gesetzgeberin der Künste bezeichnet, welche
die Arbeiten des Plastikers und des Malers an dem Bilde nach den Regeln
beider Künste korrigire und zeige wie man dasselbe nach den Prinzipien
der alten Plastik durchzuführen habe. (Imag. lI. 470. R.) Eine
Stelle, die es fast zur Gewissheit macht, Lukian's Archetyp sei ein wie-
der in aller Frische erneuertes Bildwerk der alten Meister, die er vorher
anführt, deren Werke wegen ihres Alters zu seiner Zeit den Reiz der
Farben verloren hatten, oder vielmehr ein noch viel reicher ausgestattetes
neues Bildwerk, vollendet nach den Prinzipien der alten Kunst.
In dem Gespräche Jupiter Tragoed. 8. heisst es von den Elfenbeinstatuen
sie seien nur äusserlich bemalt und polirt, innerlich aber nichts als Holz;
wo die Weisse des Elfenbeins hervorgehoben werden soll, ist es frisch ge-
schnitten. (193 äläqzozvn 111916155 duozov. Imag. II. 467. R.)
Eine Stelle die auf polychrome Architektur anspielt, wurde bereits im
Texte angeführt. (Amores 34.)
Was die natürlichen und zufälligen Flecken der praxitelischen Aphrodite
betrifft, von denen Lukian mehreres erzählt, so konnten und mussten jene
unter einer (nothwendig durchsichtigen) ßczqn"; hervortreten und letztere auf
einer Farbendecke um so schwieriger wegzubringen sein. Doch genug der
Lukianisehen Stellen, deren auf unseren Gegenstand bezügliche sich noch
mehrere anführen liessen.
Was der oben genannte athenische Gelehrte sonst zu Gunsten seiner
Ansicht mittheilt sind, mit Ausnahme derjenigen über die dealbationes der
römischen Tempel, welche schon genügend im Texte besprochen wurden, nur
Stellen aus Dichtern, die schon als solche weniger Belang haben.
Wenn z. B. Pilidar 1 Singt: Wir setzen dir ein Denkmal weisser als pari-
scher Marmor, so beweist diese, dass ein Werk der Baukunst aus WeiSSem
Marmor oder, wie die Gegner der Polychromie bei bestuckten nicht marmor-
nen Werken annehmen, in der Imitation desselben, nichts Gewöhnliches, All-
tägliches war; denn wären zu des Lyrikers Zeiten (nahe 500 Jahre v. Christa)
alle Tempel und alle öiicntlichen und Privatwerke sowie alle Statuen weiss ge-
wesen, S0 hätte dem kalten Gleichnisse wahrlich pindarischer Schwung zu
' Die Stelle ist für uns wegen der Unkenntniss Qer veflorell 89857159116"
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26901: xazaßocqvsiaa. Imag. II. 475 R.
2 Piud. Nßm. 130.
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