Renaissance.
Auf diese verweise ich auch bezüglich derjenigen Architektur
die wir unter dem Namen des Renaissancestiles begreifen und
die, wie eigentlich alle anderen Architekturen seit der antiken
Zeit, die gothische nicht ausgeschlossen, in der Idee der Archi-
tekten eine Wiederherstellung der alten Kunst war, während diese
doch nur Einzelnes und zwar ohne Kritik aus der Antike ent-
lehnten, aber, von einem wunderbaren eigenen Schöpfungsgeiste
beseelt, Neues, Nieerreichtes schufen, indem sie nur wiederherzu-
stellen glaubten. Die Renaissance hat den Irrthum die antike
Skulptur und Architektur farblos zu sehen, auf eine Weise ver-
daut und verarbeitet dass aus dieser Auffassung eine im hohen
Grade selbstberechtigte Kunst hervor-ging.
Jene monochromen Neuerer des cinquecento, welche die durch
Tradition erhaltene aber an den Ueberresten der hervorgegrabenen
Antiken verschwundene Vielfarbigkeit der Skulptur und Architektur
alS bß-Tbarisßh und gothisch verwarfen, waren zu sehr Künstler als
dass sie den durch das Fehlen der Farbe herbeigeführten Mangel
an Wirkung und Leben an der Antike nicht hätten fühlen sollen.
Sie legten der Antike die Schuld bei, anstatt die Lücke in ihrer
Auffassung derselben zu erkennen, und suchten durch bewegte
Formen und starke Contraste von Schatten und Lieht das Feh-
lende zu ersetzen.
So verfielen sie in eine Richtung die endlich mit dem Risalit-
und Schnörkelwesen und mit borrominischer Coloratur in den For-
men endigte. Zwischen diesem Extreme und dem wegen Mangels
an Coloratur etwas mageren und kalten bramantesken Stile liegt
für alle bildenden und technischen Künste diejenige Kunstperiode,
die neben der des Phidias alleinig als vom Barbarenthume ganz
emancipirt zu betrachten ist. Es wird sich anderswo Gelegenheit
bieten auf sie zurückzukommen.
Selnnn