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Viertes Hauptstück.
Verstecken des Kostbareren durcheweniger Kostbares, wurde von
ihm nachgeäfft; Plinius führt an dass unter Nerds Herrschaft
erfunden wurde den Schildpatt, womit die Möbel furnirt waren,
so zu bemalen dass er aussah wie Holz. Der Missbrauch des
Glases zu dekorativen Zwecken wurde bald nach August, (schon
zu Cicerols Zeit hatte die Glasfabrikation in Rom Eingang ge-
funden,) auf das Aeusserste übertrieben; eben so der emblema-
tische Schmuck geschnittener Halbedelsteine von bedeutender
Grösse, ciselirten Silbers, skulptirten Elfenbeines u. s. W. Ausser
den Nachrichten der Schriftsteller, die sich mit einer gewissen
Vorliebe über diesen Luxus des Breiteren auslassen, fehlt es nicht
an Funden, die ihn bestätigen._ Der Boden Roms ist gleichsam
übersäet mit Glasscherben, Resten von Wand- und Fussboden-
bekleidungen aus künstlich gemustertem und skulptirtem Glase.
Zu Veji fand man einen Fussboden aus kompactem Glase von der
Grösse des Zimmers. Kameenartig geschliffene zweifarbige Gläser
(nach Art der Portl-andvase) finden sich zum Theil noch mit den
Stucküberresten der Mauer, in die sie gefügt waren. Auch fehlt
es nicht an Bruchstücken achter Glasmalerei. Auf dem Palatin
fand man "unter anderen Trümmern der römischen Pracht eine
ganz mit Silberblech inkrustirte Stube, und in das Silber waren
edle Steine eingelassen. (Bartoldi Memorie Nro. 101. 102. 118.)
Vielleicht rührt sie aus Nele's Zeit, dessen Haus ganz mit Gold
bekleidet und mit Gemmen und Perlmutter eingelegt war. (Such)
Im 17. Jahrhundert fand man auf dem Aventin eine Stube deren
Wände hinter vergoldeten Bronzeplattcn mit inkrustirten Medaillen
verschwanden.
Diese und andere 'l'rüm1ner antiker Wandbekleidungen be-
stehen zum Theil aus unzersetzbaren Stoffen, wessbalb der in den
Jahrhunderten des späteren Römerreiches herrschende Geschmack
für polychrome Architektur und Bildnerei an ihnen deutlich und
unleugbar hervortritt. Polychrom sind sogar die Elfenbeingetäfel
die man, dieser Zeit angehörig, gefunden hat; polychrom sind die
in der Hadriansvilla entdeckten Mosaikreliefs, denen andere viel
ältere griechische, die früher erwähnt wurden, entsprechen. Sie
legen. daher unwiderlegliehes Zeugniss ab von der bis zu dem
Untergange der antiken Kunst fortbestehenden Herrschaft der
Farbe in der Skulptur und in der Baukunst und sind zugleich ein
indirektes Argument für das Alterthum dieser Herrschaft, da die