Volltext: Die textile Kunst für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 125 in den Text gedr. Holzschn. und 15 farb. Tondrucktaf (Bd. 1)

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Viertes Hauptstück. 
Eben so evident sind die von mir entdeckten Ueberreste von 
Farben und Vergoldungen an der Säule des Trajan, deren Vor- 
handensein von anderen Architekten aller Nationen, die ich auf- 
gefordert hatte die Säule mit mir nochmals zu untersuchen, be- 
stätigt wurde. Ich hoffte dadurch gewissen leicht ausgesprochenen 
und eben so leicht geglaubten Zweifeln oder Widersprüchen zu 
begegnen, die ich voraussah. Von diesen neun Architekten 
die, nachdem ein Jeder einzeln sich an einem Stricke an der 
Säule heruntergelassen und dieselbe ihrer ganzen Höhe nach 
untersucht hatte, alle ohne Ausnahme meine Beobachtungen be- 
stätigten, hat einige Jahre später (im Jahre 1836) einer, Herr 
Morey, sein Zeugniss zurückgenommen, indem er jetzt in dem 
Blau sowie in dem Grün nur Kupferoxyd, was von der Bronze- 
tatue heruntergelaufen sei, in dem Roth, das er vorfand, nur 
rothen Crayon erkennen wollte. Dieser tardive Widerruf und die 
daran geknüpfte abenteuerliche Erklärung des Vorhandenseins 
der Farben aus zufälligen Ursachen, (vielleicht wollte sogar damit 
angedeutet werden ich hätte diesen Rothstift an die Säule ge- 
schmiert, um meine Collegen zu täuschenQ begründet auf Beob- 
achtungen die keine Zeugen hatten, ünden ihre Würdigung in 
dem grossen Hittorffschen Werke (S. 142), wo man alles Nähere 
über diesen Gegenstand zusammengestellt findet; auch das meine 
Beobachtungen bestätigende Gutachten des Herrn Constant Dufeu 1 
der die Trajansäule im Jahre 1834 genau in allen ihren Theilcn 
untersuchte und, d'une maniere evidente et incontestable peu;- 
lui, dieselben Reste einer antiken Circurnlitio fand, auf die ich 
zuerst hingewiesen hatte.  Auf die Thatsache des Vorhanden- 
seins dieser circumlitio, die sich unter dem Abakus und auf den 
Theilen des Kapitäls die durch ihn geschützt sind noch voll- 
ständig, in dicker resinöser Kruste, mit glänzenden Sprüngen, 
wie die veijährte Theerung auf alten Schiffen erhielt, aber auch 
sonst an dem Monumente sich zeigt, legte ich damals und lege ich 
noch jetzt bei dieser Frage das meiste Gewicht, mehr Gewicht 
rade an den untersten Theilen der Säulen am besten erhielt, und genau so 
hoch hinaufreicht wie der Schutt reichte, der die Säulen bis vor wenigen Jahr- 
zehnten umgab? 
' Vergl. meinen Brief an meinen verstorbenen Freund, den Sekretair der 
arch. Gesellschaft zu Rom Dr. Kellermann, vom 10. Juli 1833, im Bulletino 
delP Inst. di corr. archeol. a. 1833 p. 92. l
	        
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