Textile
Kunst.
als
Römer
Die
Welteroberer.
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auf dem mons Coelius aus. M. Catulus erstreckte diesen Luxus
zuerst auf den Fussboden, er legte in seinem Hause Schwellen
aus numidischem Steine. Die Theaterscene des Scaurus War unten
mit Marmorkrusten belegt, der Tempel des Jupiter Tenans auf
dem Kapitole das erste, oder eins der ersten, Gebäude die aus vollen
Marmorquadern nach griechischer Konstruktion ausgeführt Wurden.
Aber das Wichtigste was'Plinius über diesen Gegenstand
gibt ist seine Klage über den Verfall der Malerei, dass sie gänz-
lich von den Marmorn, d. h. V01] der polylithen Wanddekoration,
aus dem Felde geschlagen sei:1
"Jetzt tritt schon das Gold dafür an die Stelle und statt der Be-
kleidungen der iVände mit Marmortafeln aus dem Vollen, schneidet
man sie aus und fügt sie in Verzahnungen (Echankrüren) so an-
einander, dass auf den Platten allerhand Gegenstände und Thiere
abgebildet erscheinen. Schon sind die viereckigen Füllungen aus
Marmor und die in die Wohnzimmer versetzten Felswände nicht
mehr Mode, wir fingen an das Gestein zu malen? Diese Er-
findung wurde unter dem Kaiser Klaudius gemacht; aber unter
Nero wurden die nicht vorhandenen Adern und Drüsen mit bun-
tem Gesteine in das Marmorgetäfel eingelegt, der numidische
Marmor erhielt Purpuradern, der synnadische solche, die der ver-
feinerte Hofgeschmack gerade wünschte. So wird der mangel-
haften Natur des Gesteines nachgeholfen und hört der Luxus
niemals auf dafür zu sorgen, dass bei Feuerbrünsten so vieles als
möglich zu Grunde gehe."
' Es ist unbegreiflich, dass Gegner der Polyßhromie, Wie Kügler und an-
dere, diese und die oben angeführte Stelle des Seneea citiren konnten, damit
sie zu Gunsten ihrer Meinung zeugten!
9 Es handelt sich nicht um eine Bemalung des Gesteins, sondern um das
Darstellen desselben durch Malerei. Ich vermuthe sogar, dass hier lapis für
lapis quadratus stehe und der Satz so zu übersetzen sei: "Vlfir fingen an die
Wände mit gemaltem Quaderwerke zu dekoriren," welche wichtige Neuerung
jener Zeit in der Dekoration der Wände wohl der Mühe werth war notirt zu
werden. Doch ist es wohl möglich dass Plinius nur das einfache Malen derjeni-
gen falschen Adern und Drüsen auf Marmor gemeint habe wofür unter Nero
das kostbare Mittel des Einlegens mit hartem Gesteine in den Marmor erfunden
ward. Der Passus spricht weder nach der einen noch nach der anderen Ueber-
setzung gegen die Polychromie auf Marmor, so wenig wie der vorher citirte
aus Senecaüs Briefen, sondern vielmehr in beiden Fällen deutlich zu Gunsten
meiner Auffassung der Polychromie.
Semper.