Volltext: Die textile Kunst für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 125 in den Text gedr. Holzschn. und 15 farb. Tondrucktaf (Bd. 1)

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Viertes 
Hauptstück. 
mussten. So entstand die komposite römische Wandverzierung, 
die _älter ist als das augustäische Zeitalter und damals schon be- 
gann, in eine neue Phase überzutreten. 
Nach der Befestigung der Weltherrschaft und der Beruhigung 
aller Provinzen waren nämlich letztere zum Theil schon ihrer 
Kunstschätze beraubt, zum Theil machten die friedlicheren Zu- 
stände der Länder ihre Ausplünderung schwieriger  die frem- 
den alten Kunstwerke wurden immer seltener und kostbarer; die 
Thätigkeit der lebenden Künstler reichte nicht aus, um der all- 
gemeinen Liebhaberei nach Bildern und Bildwerken für Wand- 
verzierungen Genüge zu leisten, und so kam man wieder auf die 
eigentliche Wandmalerei zurück, die aber das gegebene Motiv 
der vorhergegangenen Inkrustationsdekoration in sich aufnahm, 
zugleich mit anderen Elementen, die wieder sehr deutlich auf 
alexandrinischen Ursprung zurückweisen. Diess sind die leichten 
Rohrkolonnaden und Baldachine mit ihren im Stichbogen gewölb- 
ten, mit phantastischen Sphinxen und Greifen bekrönten Fronti- 
spizen, welche die Ptolemäer von den alten Aegyptern entlehn- 
ten und die sie bei ihren provisorischen Festhallen und selbst 
bei ihren soliden Ausstattungen der Räume, z. B. an den Pracht- 
schiiten, nachzuahmen liebten; wir sehen ihre Vorbilder aus den 
frühesten Zeiten der Pharaonenreiche in zahlreichen Abbildungen 
auf Wänden und Papyrusrollen. Diess sind verschiedene andere 
dekorative Motive, die, rein konventioneller Art, mit der Natur- 
nachahmung nichts gemein haben; diess sind sogar gewisse höchst 
bemerkenswerthe konventionelle Farbenkombinationcn, ein Ton- 
geschlecht der Farben das dem asiatisch-hellenischen mehr pur- 
purnenl Tongesehleehte Opposition bildet und an den älteren 
ägyptisirenden Wanddekorationen zu Pompeji sich sehr deutlich 
von den späteren Malereien daselbst und an anderen Ueberresten 
derselben Zeit unterscheidet. Diesen alexandrinisch-ägyp- 
tischen Einfluss meint Petronius, wenn er ausruft: "Auch die 
Malerei nahm kein besseres Ende, seitdem die frechen Aegypter 
ein Schema dieser grossen Kunst erfanden," 2 nachdem er vorher 
1 Es gab Purpur von jeder Farbe; die Alten bezeichneten damit eine 
Eigenschaft, eine bestimmte Tiefe und einen Reichthum der Farbe, der vor- 
züglich den Produkten des Meeres und. diesem selbst angehört. Das purpurne 
Gesammtkolorit ist vorzugsweise asiatisch. Vergl. den Artikel über Färberei. 
3 Pictura quoque non alium exiturn fecit, potquam Aegyptiorum äwdaßia
	        
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