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dadurch dass die Richtung besonderen Ausdruck findet, die Idee in
deutlich sprechender Weise sich durch die Erscheinung kund gibt.
So ist bei gewissen Bauwerken die eurhythmische Abgeschlossenheit
der Krystalle und andrer vollkommen regelmässiger Formen der Natur
wiederzufinden.
Beispiele die Grabkegel (tumuli), die ägyptischen Pyramiden und_
ähnliche Denkmäler; sie sind allseitig entwickelt, ohne eigentliche pro-
portionale oder direktionelle Gliederung, und gerade desshalb, als voll-
ständig für sich bestehende Mikrokosmen, als Symbole des Alls das nichts
ausser sich kennt, auch als Denkmäler weltberühmter und weltbeherrschen-
der Völkerführer, sehr ausdrucksvoll.
Bei anderen ebenfalls zu der Klasse der Denkmäler gehörigen Wer-
ken der Baukunst, die sehon ein Vorn und Hinten haben, herrscht die
Symmetrie vor; andere sind wieder überwiegend proportional, wie
die hohen Kuppeln, noch entschiedener die Thürme, bei denen Symme-
trie und Richtung von der Proportionalität der emporsteigenden Formen
übertönt werden. Sie sind daher als Symbole himmelstrebender Tendenz
bedeutsam. Gleicherweise zeigt" sich an vielen Werken der technischen
Künste und der Architektur die direktionelle Gliederung als das
hervorragende Prinzip. Beispiel das Schiff, das wegen dieses bewe-
gungsvollen Charakters besonderer und hoher künstlerischer Ausbildung
fähig ist, was auch von den Alten, so wie im Mittelalter, und in der
Zeit der Wiedergeburt der Künste, vollständig erkannt wurde. Das Gleiche
gilt von dem beiittigten Streitwagen.
Selbst in der monumentalen Baukunst beherrscht mitunter das ge-
nannte direktionelle Prinzip die anderen Bedingungen der schönen und
geschlossenen Form. Beispiele der ägyptische Processionstempel und die
ihm hierin ähnliche römisch-katholische Basilika des 13. Jahrhunderts.
Aber in dem griechischen Tempel tritt die Zweckeinheit, analog wie
bei dem Menschen, bei vollstem Reichthum und grösster Freiheit in rein-
ster Harmonie hervor! Athene's krönendes Giebelfeld ist wie das Ant-
litz der Göttin zugleich die Dominante der Proportionalität, der Inbegriff
der Symmetrie und der Reflektor des opfernd nahenden Festzuges.