Textile Kunst.
Die Römer
als Welteroberer.
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Das Prinzip dieser lzVanddekorationen, architektonisch gefasst,
ist ähnlich dem griechischen der polygnotischen Zeit, nämlich
die allgemeine tapetenartige Ausbreitung der fortlaufenden Bilder
über die ganze meistens mit einem gemalten Lambris von dunk-
lerer Färbung versehene Wand in einer oder mehreren fries-
artigen Zonen über einander. Tafeln, Felder, Lesenen, (abaci, orbes,
cunei etc.) und andere Motive, die Vitruv als der alten Weise
der farbigen Wandbekleidung entsprechend bezeichnet, finden sich
unter den älteren und selbst unter etrurischen Gräbern späterer
Zeit, wie die Römer bereits ganz Italien beherrschten, noch nicht
vor, woraus abzunehmen ist dass jene angeblich den Alten (ve-
teribus) angehörigen Inkrustationsnachahmungen in Putz wahr-
scheinlich nicht älter sind als die alexandrinische Zeit.
als Welteroberer.
Römer
Die
Die Einflüsse welche das Plünderungssystem der römischen
Triumphatoren, Prokonsuln und Aedilen der späteren Republik
auf Sitte und Lebensweise der Römer im Allgemeinen, sowie be-
sonders auf die römische Baukunst herbeiführte, sind bereits des
Genauen behandelt worden (oben Seite 297 u. HI). Die Tempel,
Märkte und Hallen, sowie die Häuser und Villen der kunst-
dilettantistischen und prunksüchtigen römischen Bürger und Frei-
gelassenen füllten sich mit geraubten Statuen und Bildern, wo-
durch jene WVerke einen nur äusserlichen, die architektonische und
dekorative Komposition anfänglich gar nicht berührenden, dann
nur unvollständig und auf mehr oder weniger gewaltsame Weise
in sie einverleibten, Schmuck, erhielten. Aber hierin waren die Rö-
mer nicht originell, sondern nur die Erben und Erweiterer eines,
wie oben gezeigt wurde, bereits von den Griechen seit Alexander
und schon früher angenommenen dekorativen Systemes. Diesem
entsprach auch die polylithe Dekoration, welclf asiatischer Luxus
gleichzeitig in die Baukunst, in die Skulptur und in die Kleinkünste
eingedrungen war und bereits wenigstens in den griechischen
Hauptstädten Asiens und zu Alexandria in voller Blüthe stand,
ehe die Römer ihre Macht bis dorthin auszudehnen begonnen
hatten. Sie hatte auch bereits bei den Griechen zu der Erfindung