Volltext: Die textile Kunst für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 125 in den Text gedr. Holzschn. und 15 farb. Tondrucktaf (Bd. 1)

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Viertes 
Hauptstück. 
blauen in die Vertiefungen der Ziegel eingedrückten Stuckorna- 
menten gleichsam niellirt sind. 
So brachten es denn auch die Italer bei ihrer Anhänglichkeit 
an die uralte Bauüberlieferung des Stuckircns der Mauern früh 
zu einiger Kunst in der Wandmalerei, die sie vielleicht früher 
als die Griechen zu mythologischen und historischen "Billern und 
sonstigen Darstellungen, welche die Grenzen der reinen Deko- 
ration überschritten, in Anwendung brachten. Hierüber gibt uns 
Plinius d. A. genügendes Zeugniss: 
Dieser Autor bewundert vor allen andern Bildern die Malereien 
in einigen Tempeln zu Ardea, die er für älter als die Stadt Rom 
hält. Obschon Plinius 1 ihr Alter zu hoch angerechnet haben mag 
so ist doch, bei der frühen Zerstörung von Ardea und wegen des 
ruinenhaften Zustandes der Gebäude worin sie sich befanden, an- 
zunehmen dass sie sehr alt und wahrscheinlich die Werke eines 
einheimischen Künstlers waren. Derselbe Künstler malte nach 
Plinius gleich vortreffliche Bilder zu Lanuvium, die Caligula wegen 
ihrer Schönheit von der Wand abgelöst haben würde, wenn die 
Natur des Stucks dieses gestattet hätte. Von gleichem Alterthume 
waren nach demselben Autor gewisse eben so trefflich ausge- 
führte Wandbilder zu Caere. 
Von Bildern dieser frühen Zeit haben sich vielleicht einige 
erhalten, wenigstens lässt sich das Alter gewisser tuskanischer 
und altitalischer Malereien in Gräbern nicht bestimmen, die 
erst in unserer Zeit wieder aufgefunden wurden. Die ältesten 
unter ihnen haben sehr wenig Griechisches, sondern asiatisiren 
wie in der Darstellung, die immer beschreibend ist und sich auf 
Erlebnisse, meistens auf gehaltene Todtenfeier bezieht, so in der 
Technik, die in der einfachsten Ausfüllung der allerdings meistens 
in nur äusserlichem Leben bewegten, mitunter aber fast modernes 
Sentiment ausdrückenden Umrisse mit derartigen Farben bestehtf 
welche der ältesten Malertechnik angehören, denn die sogenannten 
Horiden Farben, z. B. der Zinnober, fehlen noch durchaus. 
1 Plin. XXXV, 5. 
3 Indem ich dieses niederschreibe, führt mich die Erinnerung lebhaft in 
jene kornetanischen Gräberkammern zurück, deren Eindrücke für mich zu 
denen gehören die für das Leben ihre volle lüxrbenfrische behalten werden. 
Die Figuren der Wandmalereien dieser tarquinischen Gräber athmen in der 
That zum Theil eine Art modernen Weltschmerzes, der den Griechen immer 
unverständlich blieb. 
	        
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