Volltext: Die textile Kunst für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 125 in den Text gedr. Holzschn. und 15 farb. Tondrucktaf (Bd. 1)

Textile 
Kunst. 
Römer. 
Die 
Frühe Zeit. 
485 
Die Veranlassung ist günstig hier einer anderen allgemein 
verbreiteten Ansicht entgegenzutreten, die in den sogenannten 
WVan dsä ulen Spätgeburten der Baukunst und entartete Formen 
erkennt, während sie gerade archaisch oder doch dem Alter- 
thümlichen entsprechend (archaistisch) sind. Ich hatte schon 
einige Male Gelegenheit auf das Alter des Gebrauchs die Säulen- 
zwischenräume zu versetzen oder wenigstens zu vergittern l1inzu- 
deuten,  die römischen Arkaden sind nun eben von derselben 
Seite aufzufassen, sind nichts weiter als durchbroehene Diaphrag- 
men, (Zwerg- oder Quermauern) zwischen Säulenstellungen, wenig- 
stens der Idee nach; sie reichen auch derselben Idee nach eigent- 
lich nicht weiter hinauf als bis zur Kämpferhöhe, wodurch jener 
römische Kämpferabschluss und gleichzeitig die Ausfüllung der 
als ursprünglich leer zu betrachtenden Zwickel rechts und links 
von dem Bogen mit Bildwerken (zumeist geflügelten oder doch 
schwebenden Figuren) motivirt wird. Derselbe Kämpfer lauft 
um die Zwischenwände der Säulen des choragischen Lysikrates- 
monumentes zu Athen, und dort ist ebenfalls der (der Idee nach) 
leere Raum über dem Kämpfer mit Bildwerken (Tripoden) be- 
setzt. Ohne Zweifel wurde sowohl hier wie bei den römischen 
Arkadenzwickeln durch hellere zumeist blaue Färbung der Hinter- 
gründe der polychromen oder vergoldeten Bildwerke, wodurch 
sie sich von den dunkler gefärbten unteren Wänden unterschie- 
den, diese Idee noch mehr versinnlieht. 
So aufgefasst zeigt sich nichts Müssiges, Fremdartiges oder 
Gewaltsaines in dieser charaktervollen, kräftigen und zugleich 
fügsam elastischen römischen Kombination, sondern die grösste 
Logik imiEinzelnen wie in dem Ganzen, jeder Theil ist noth- 
wendig und erklärt sich durch seine Bestimmung, durch seinen 
Dienst, den er dem Ganzen leistet, mit einer Klarheit, die nicht 
einmal an dem dorischen Tempel in gleichem Grade hervortritt. 
Der Bogen selbst erhält, wo er als Architekturtheil in Ver- 
bindung mit der Säulenordnung als Arkade benützt wird, nach 
alter indogermaniseher Bautradition seine eigene Bekleidung, sein 
Antepagment, aus Holz, Terrakotta oder Metall; dieses wurde 
hernach in den Stcinßtil übersetzt und bildnerisch wiedergegeben. 
Das Antepagment ist kein Architrav, sondern ein Rahmen, eine 
Randbekleidung; wie sie bei den senkrechten Thürpfosten 
aufrecht steht, und keinem einfällt diess "fast seltsam" zu finden,
	        
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