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in Asien und Aegypten bereits vor den Römern dieselben bar-
barischen Elemente der Baukunst im gräko-italisehen Sinne ver-
arbeitet hatten. Aber die Art Raumespoesie die sich ausdrückt
durch das Zusammenstellen vieler architektonisch geordneter und
geschmückter Raumeseinheiten zu einer einzigen Gesammtwirkung
nach vorher berechnetem Plane blieb immer die schwache Seite
der griechischen, ihrer Natur nach mikrokosmischen, d. h. indivi-
duelles Sein erstrebenden, Baukunst, und war diejenige die sich
zuletzt bei ihr entwickelte. Auf grossartigc Gesammtanlagen ge-
richteten Sinn zeigten erst die asiatisch-hcllenischcn Stätdteerbauer,
entschieden hierin vom Oriente beeinflusst; so entstanden Per-ga-
mos, Sardes und Halikarnassos nach assyrisehen Vorbildern.
Hippodamos, der Architekt des Peiraios, von Thurioi und Rhodos
war asiatischer Grieche (aus Milet). Ein anderer Städtepläne-
entwerfer Meton wird von Aristophanes persiflirt. Der Name
Dinokrates jedoch, der des Hofarchitelaten Alexanders, verdunkelt
alle sonst bekannten Namen von Städtcbaumeistern. Unter Dino-
krates sind Kleomenes, Olynthios, Ereteus, Heron und Epithermos
die Architekten der Stadt Alexandria, die der Makedonier zur
Weltstadt bestimmt hatte. Hier nahm die Baukunst zuerst die
grossen Raumesdispositionen, der ägyptischen Tempelpaläste, und
vor allen die Form der Basilika, in sich auf, auch den Bogen, den
aber die griechische Kunst, der Kolossalarchitektur überhaupt
nicht günstig, nicht in seiner wahren Bedeutung erfasste. Es ent-
standen Serapeen, (Tempel mit weiten Vorwerken, gleichsam Sinn-
bilder des hellenisirten Aegyptem) Museen, Gymnasien, Bäder
und dergL, nach den grossartigen Vorbildern der ägyptischen
Monumente.
Nicht viel geringer und mehr asiatisch war die Grösse der
Anlagen von Antiochia, und vieler Residenzen und Städte die in
jener unternehmenden Zeit wie durch Zauber entstanden sind. Sie
alle Wurden das Erbtheil ROIIIS, das berufen war, und den Stoff
dazu hatte, den Weltgedanken Alexanders zur Wahrheit zu
machen und ihm zugleich den ächten architektonischen Ausdruck
zu verleihen. Die Römer, in ihren treuverwahrten indogermani-
sehen Kunsttraditionen noch halb asiatisch, fanden sich dort in
den östlichen Provinzen mehr heimisch als die Griechen, und
lösten die Aufgabe der Verschmelzung asiatischdigyptischer und
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