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Viertes Hauptstück.
Malereien der Wände und Gebaudetheile anzuführen, die, wie
oben unter Chaldäa und Assyrien gezeigt wurde, aus einer uralten
Praxis der Innerasiaten hervorgingen. Obschon Beweise existiren
dass die Mosaikfussböden in Griechenland schon früh eingeführt
waren und davon ein sehr altes dem 5. Jahrhundert v. Chr. an-
gehöriges Exemplar sich zu Olympia erhielt, fällt doch die eigent-
liche Verbreitung der musivischen Dekoration erst in die alexan-
drinische Zeit. Sie ward nicht selten eine Nachbildung der älteren
polychromen Plastik, Füllungen mosaikirter polychromer Reliefs
wurden in "die Wände und Decken eingelassen. Ein Theil dieser
musivischen Reliefs, z. B. das schöne Relief in dem Wilton-
house, welches ich Gelegenheit hatte zu sehen, die Spes in Neapel,
das Pendant dazu, der Merkur, die beide aus Metapont kOInmen
sollen, und andere sind noch durchaus griechisch und wahrschein-
lich aus voralexandrinischer Zeit; sie sehen sie mit Vorliebe be-
schreiben, wie Rochette, und dennoch ein Ungläubiger an der
Polychromie der antiken Plastik bleiben, das sind schwer zu
lösende Widersprüche. 1
Man wird eben so wenig wie für die früheren Perioden der
Baukunst irren, wenn man auch für die alexandrinische Zeit an
der Analogie mit der Vasenkunst, wie sie sich gleichzeitig 11111-
bildete, festhält. Die mit Edelsteinen inkrustirten dlletallgefässe,
die emblematisirten und argumentirten Prachtgeräthe, wie sie z. B_
Cicero in seinen Reden gegen Verres anführt, sind genau so be-
zeichnend für den dekorativen Stil der Baukunst dieser Zeit, wie"
die enkaustisch buntfarbigen für die vorhergehende, die oligo-
chromen korinthischen und attischen Prachthydrien für die Zeit
des Polygnot, und letztens die plastisch verzierten ältesten Töpfe
der Zeit vor Einführung der Töpferscheibe in die südlichen Län-
der Europas für die Architektur der heroischen Zeit.
Es bleiben von den oben aufgeführten vier Momenten, die
von Asien 'aus in der genannten Periode auf den Baustil der
Griechen eingewirkt hatten, noch zwei zur Berücksichtigung übrig,
die in ein dem hier behandelten Gegenstande fremdes Gebiet der
l S. Rochette peintures antiques inedites. -Die in dem genannten Werke
mitgetheilte Isis ist zuverlässig aus ptolemäischer Zeit, aber die beiden
Stücke, Spes und Merkur genannt, halte ich für noch halb archaische Kunst
und" mit den metapontischen Tempeln aus gleicher Bliithezeit dieses griechi-
schen Freistaates entsprossen.