474
Hauptstück.
Viertes-
Kunst hauptsächlich
beschränkt.
noch
auf
die
Ausführung
VOII
Siegelringen
In Asien war die Glyptik während dieser Zeit in Beziehung
auf eigentliche Kunst stationair geblieben oder hatte sie sogar
Rüekschritte gemacht, dafür aber ein sehr ausgedehntes Feld ihres
Wirkens gewonnen, indem sie zu der Ausselnnückting der kost-
baren Geräthe und Gefässe aus edlen Metallen mitwirken musste,
die zwar von frühester Zeit den vornehmsten Luxus Asiens aus-
machten, aber unter den älteren chaldäischen und assyrischen
Reichen, wie es scheint, noch nicht Juwelierarbeiten waren. Dieser
Aufwand wurde noch überboten durch die gleichfalls im Orient
einheimischen aber zur Perserzeit am höchsten geschätzten ganz
aus edlen Gesteinen von ungewöhnlicher Grösse geschnittenen
Becher und Schalen. Er hatte sich sogar schon auf die Bau-
kunst ausgedehnt, indem die Grlyptik theils der Metallbekleidung
der Monumente nach der Analogie der Gefässe ihre farbige Pracht
lieh, theils sogar die Tafeln (crustas) aus buntfarbigem kostbarem
Steine von möglichster Grösse präparirte, die als Wandbekleidung
benützt wurden, als Ersatz für die weniger luxuriösen Holzgetäfel,
oder die skulptirten Alabasterplatten, der alten Zeit.
Es liegen sichere Anzeichen vor dass dieser Luxus in Asien
zur Zeit der Eroberung Alexanders der herrschende war; er lässt
sich aus den abenteuerlichen Berichten des Philostratus und an-
derer späterer Schriftsteller über die Pracht Babylons (die früheren
Schriftstellern entnommen sind) noch deutlich herauserkennen.
Alexander, dem orientalisches Wesen gefiel, der es aus Politik
annahm, fasste auch diese Art des dem Griechen fremden Luxus
in der häuslichen Einrichtung und selbst in dem Hausbaue mit
Enthusiasmus auf. Schon seine ersten Bauunternehmungen geben
hievon den Beweis. Das grosse Beilagerzelt zu Susa hatte mit
Edelsteinen besetzte goldene Säulen, der Scheiterhaufen des Hefaiv
stion war mit geschnitzten Elfenbeintafeln und wohl auch mit
Gemmen geschmückt.
I Seine Nachfolger folgten auch hierin ihrem Heros und ver-
pflanzten diesen neuen asiatischen Luxus nach Griechenland. Er
wurde vornehmlich von dem Stamme der Seleukiden und von
den Ptolemäern künstlerisch veredelt. Die Kameen, erhabene
Bildwerke aus mehrfarbigen Onyxen geschnitten, ferner die aus
edlen Steinen skulptirten Trinkgefasse und Schalen dieser Zeit,