Textile Kunst.
Verdrängung der Wandmalerei durch die Tafelmalerei.
471
auf präparirten Stucktafeln wurden zu Stabiae oder (nach anderen)
zu Portici je zwei und zwei am Boden gegen eine Wand gelehnt
gefunden, letztere mit Vertiefungen von der Grösse der Bilder in
dem Stuck, um sie aufzunehmen; viele der Bilder in Pompeji sind
auf diese Weise eingesetzt. Ohne Zweifel waren gerade diese
Stuektafeln (die auch in neuester Zeit der treffliche Landschafter
Rottmann zu seinen enkaustischen Bildern wählte) für Gemälde
die auf Bestellung und zu der Ausschmüekung eines bestimmten
Ortes (eines Tempels, einer Stoa oder dgl.) gemalt wurden, die
gewöhnlichsten.
Diese Stein- und Stuckbilder treten dann in sehr nahe Ana-
logie mit den Metopen undeFriesen, die ja auch, nichts anderes
als Tafelbilder sind die in die Konstruktion eingelassen wurden,
auch mögen die ersten Wirkungen der Sitte die Bilder, statt sie
auf die Wand zu malen, im Atelier auszuführen, um sie hernach
der Mauer einzuverleiben, nur das Genus der Malerei, weniger
den Stil der Dekoration -im Ganzen getroffen haben, der aber
dennoch ihren Einfluss sehr bald erfuhr und, mit Uebergängen
dem asiatischen Getäfel zurüekverfiel, in das sich die gemalten
Wandteppiche der pplygnotischen Zeit metamorphosirten. Die
hellenische Vergeistigung des Prinzips der Wandbekleidung gab
wieder Platz einer mehr naturalistischen und materiellen Auf-
fassung desselben, und dieser Veränderung entsprach ein gleich-
zeitiges Hinneigen zu plastischer Ausstattung der eigentlich archi-
tektonischen Formen. Neben dem ionisehen Stile erhebt sich der
mehr dorisirende obschon plastisch reichere korinthische; die
eigentlich dorisehe Ordnung dagegen Verkümmert und erstarrt zu
einem unorganischen Strukturschema.
Auf dieser Bahn war die hellenische Kunst weit vorgeschritten
und hatte sie bereits durch vielfachen Verkehr mit Asien manche
Elemente der barbarischen Kunst ein sich aufgenommen , wie
Alexander das persische Reich stürzte, in Folge dessen die Län-
der des Westlichen und inneren Asiens bis nach Indien sammt
Aegypten unter die Herrschaft hellenischer Könige geriethen und
mitten unter den alten Kultursitzen des Ostens sich hellenische
Bildung festsetzte. Zwar kam es niemals zu einer innigeren,
gleichsam chemischen Vereinigung der heterogenen Elemente asia-
tischer und griechischer Kultur, aber ohne wichtige Einwirkungen
für beide konnte diese Vermischung nicht bleiben. Die kühnen