Volltext: Die textile Kunst für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 125 in den Text gedr. Holzschn. und 15 farb. Tondrucktaf (Bd. 1)

Textile Kunst. 
Verdrängung der Wandmalerei durch die Tafelmalerei. 
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auf präparirten Stucktafeln wurden zu Stabiae oder (nach anderen) 
zu Portici je zwei und zwei am Boden gegen eine Wand gelehnt 
gefunden, letztere mit Vertiefungen von der Grösse der Bilder in 
dem Stuck, um sie aufzunehmen; viele der Bilder in Pompeji sind 
auf diese Weise eingesetzt. Ohne Zweifel waren gerade diese 
Stuektafeln (die auch in neuester Zeit der treffliche Landschafter 
Rottmann zu seinen enkaustischen Bildern wählte) für Gemälde 
die auf Bestellung und zu der Ausschmüekung eines bestimmten 
Ortes (eines Tempels, einer Stoa oder dgl.) gemalt wurden, die 
gewöhnlichsten. 
Diese Stein- und Stuckbilder treten dann in sehr nahe Ana- 
logie mit den Metopen undeFriesen, die ja auch, nichts anderes 
als Tafelbilder sind die in die Konstruktion eingelassen wurden, 
auch mögen die ersten Wirkungen der Sitte die Bilder, statt sie 
auf die Wand zu malen, im Atelier auszuführen, um sie hernach 
der Mauer einzuverleiben, nur das Genus der Malerei, weniger 
den Stil der Dekoration -im Ganzen getroffen haben, der aber 
dennoch ihren Einfluss sehr bald erfuhr und, mit Uebergängen 
dem asiatischen Getäfel zurüekverfiel, in das sich die gemalten 
Wandteppiche der pplygnotischen Zeit metamorphosirten. Die 
hellenische Vergeistigung des Prinzips der Wandbekleidung gab 
wieder Platz einer mehr naturalistischen und materiellen Auf- 
fassung desselben, und dieser Veränderung entsprach ein gleich- 
zeitiges Hinneigen zu plastischer Ausstattung der eigentlich archi- 
tektonischen Formen. Neben dem ionisehen Stile erhebt sich der 
mehr dorisirende obschon plastisch reichere korinthische; die 
eigentlich dorisehe Ordnung dagegen Verkümmert und erstarrt zu 
einem unorganischen Strukturschema. 
Auf dieser Bahn war die hellenische Kunst weit vorgeschritten 
und hatte sie bereits durch vielfachen Verkehr mit Asien manche 
Elemente der barbarischen Kunst ein sich aufgenommen , wie 
Alexander das persische Reich stürzte, in Folge dessen die Län- 
der des Westlichen und inneren Asiens bis nach Indien sammt 
Aegypten unter die Herrschaft hellenischer Könige geriethen und 
mitten unter den alten Kultursitzen des Ostens sich hellenische 
Bildung festsetzte. Zwar kam es niemals zu einer innigeren, 
gleichsam chemischen Vereinigung der heterogenen Elemente asia- 
tischer und griechischer Kultur, aber ohne wichtige Einwirkungen 
für beide konnte diese Vermischung nicht bleiben. Die kühnen
	        
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