Volltext: Die textile Kunst für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 125 in den Text gedr. Holzschn. und 15 farb. Tondrucktaf (Bd. 1)

Textile 
Kunst. 
Vollendeter 
Stil. 
467 
Die andere Möglichkeit,  dass nämlich der Zusatz des Mar- 
mors an dem alten Prinzipe der Dekoration nichts änderte, dass 
dieser Stoff gewählt wurde, theils wegen seiner Festigkeit, sodann 
aber vorzüglich wegen seines feinen, festen und milden Kornes, 
das ihn zu besonders genauer und scharfer Bearbeitung eignet, 
drittens aber allerdings auch wegen seiner blendenden durchschei- 
nenden Weisse, wclch' letztere Eigenschaft allein die Griechen be- 
wegen konnte, bei diesem Stoffe die uralte Koniasis, die Stuckhaut, 
die mit Marmorstaub gemacht wurde, (eine Benützung des gedach- 
ten Materials die weit alter ist als die der Marmorstufen und Mar- 
morblöcke zum Bauen) nicht anzuwenden, sondern unmittelbar 
auf dem Steine die mit der Koniasis unzertrennliche Malerei auszu- 
führen,  diese Möglichkeit ist die einzige, die ich statuiren kann 
und zwar nach genauem und langjährigem Forschen an den Monu- 
menten und in Folge der Anschauung die ich mir von der Kunst 
des Alterthumes im Allgemeinen gebildet habe. Sie wird zugleich, 
ich wiederhole diess, durch die Aussagen der Schriftsteller, wenn 
man sie nicht ausser ihrem Zusammenhange, sondern, wie sichs 
gehört, in Verbindung mit dem allgemeineren Inhalte der Stellen 
wo sie vorkommen eitirt, vollkommen bestätigt. 1 
Die akrolithen Marmortempel (um den einmal gebrauchten 
uneigentliehen Vergleich beizubehalten) waren. nun die Vorläufer 
der ganz aus Marmor siolid ausgeführten Monumente, in denen der 
hellenische Baustil erst seine Emancipation von dem Materiellen 
vervollständigte; Nun trat zugleich mit" dem Marinorstile aller- 
dings eine mächtige Revolution in Beziehung auf Farbenschmuek 
ein, über welche es auch an Nachrichten und Andeutungen bei 
den Alten nicht fehlt, nämlich die Einführung und Verbreitung 
der enkaustischen Malerei, allgemeiner dort, wo diese Kunst im 
Gefolge der Architektur den eigentlich dekorativen Schmuck be- 
sorgt, weniger allgemein in ihrer eigenen Wirkungssphäre, und 
gleichzeitig ein Üebergang von der Oligochromie des Polygnot 
zu der Polychromie der Pamphilos und Pausias, von dem ge- 
tragenen Terrakottastile der Wanddekoration, wie sich davon die 
meisten Spuren in Italien und Sicilien erhielten, zu dem reich- 
färbigen Schmucke der enkaustisch dekorirten Marmortempel 
Athens! Auch die Skulptur folgt dieser polychromen Richtung, 
der konventionellen Färbung der Statuen und Basreliefs der alten 
1 Siehe hierüber den Schluss dieses Hauptstückes.
	        
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