Volltext: Die textile Kunst für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 125 in den Text gedr. Holzschn. und 15 farb. Tondrucktaf (Bd. 1)

Textile 
Kunst. 
Vollendeter 
Stil. 
465 
in der Weise seiner Benützung. Da begegnen wir zuerst der, 
Anwendung einzelner Säulen und sonstiger bei-vorstehender Theile 
des Baues aus weissem Marmor, Während alles übrige aus Ziegeln 
oder gewöhnlichem Bausteine ausgeführt ist. 
Diese akrolithe Verwendung des weissen Marmors ging in 
der Baukunst dem vollständigen Marmorbaue voran, ähnlich wie 
diese Art der Benutzung desselben Stoffes die Frühperiodc der 
Marmorskulptur bezeichnet. An verschiedenen Werken des Ueber- 
gangs in die Glanzperiode der Architektur ist dieses akrolithische 
Vorkommen des weissen Marmors nachweislich; wie z. B. an dem 
etwa 520 Jahre vor Christus beendigten 1 Tempel zu Delphi, dessen 
Fagade die Alkmäoniden, die den Tempelbau übernommen hatten, 
ohne kontraktliche Verpflichtung in parischem Marmor ausführten, 
um so die Gottheit mehr zu ehren, während der übrige Tempel 
aus Poros bestand. 
Ein anderes Beispiel ist der noch aufrechte Tempel zu Aegina, 
dessen sonst mit Stuck überzogenes Mauer- und Säulenwerk ein 
Kranzgesims und ein Dach aus weissem Marmor krönte. 
Der Tempel zu Bassae ist gleichfalls hierher zu rechnen; seine 
Säulen und Mauern sind nicht aus Poros, sondern aus grauem un- 
scheinbarem Kalkstein ausgeführt, der mit Stuck überzogen war, 
nur die Friese und Giebelzierden so wie die Dachziegel waren 
Marmor. 
Von dem Palaste des Mausolos aus wahrscheinlich glasirtem 
Ziegelwerke mit Gesimsen und sonstigem Ornatus aus prokonne- 
sischem Marmor war schon oben die Rede. 
Auf welche Weise wurde nun bei diesen und allen anderen 
aus so verschiedenen Stoffen zusammengesetzten Werken die letzte 
harmonische Vollendung erreicht? Die heterogenen Stoffe, die nicht 
einmal in rhythmischer Ordnung zusammentraten, konnten otienhar 
nicht bestimmt Sein durch Farbenverschiedenheit oder sonstige 
Kontraste architektonisch oder ornamental zu wirken; niemand 
wird den Hellenen die Gesehmacklosigläeit zutrauen, farbige 
Stucksäulen und bemalte Wände mit einer weissen Fronte vor- 
zuschuhen oder gar ihnen einen weissen Hut aufzusetzen. 
Somit bleiben nur zwei Möglichkeiten, entweder verschwand 
aller Stoff als solcher unter einer gemeinsamen farbigen Hülle 
1 Er wurde, 
Semper. 
wie 
scheint, 
niemals 
in allen 
seinen Theilen 
.5 9 
ganz 
fertig.
	        
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