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Viertes
Hauptstück.
hindurch und umgeben die Statuen mit einem zarten Nimbus.
Ausser der sinnreichen Idee des Künstlers wird bei diesem Werke
vornehmlich der Reiehthum des Stoffes, obschon er versteckt ist,
bewundert. 1
Was in dieser Nachricht vor den assyrisehen Entdeckungen
unverständlich war, das erklärt sich heutzutage, da wir die gla-
sirten Ziegelwände der ninivitischen Paläste und Tempel kennen,
ohne Schwierigkeit.
Eine so reiche und allgemeine Wandpolychrornie musste eine
entsprechende Polychromie der struktiven Theile nothwendig be-
gleiten, und auch dieses bestätigen die unzweideutigsten Spuren
an den monumentalen Ueberresten, von denen zuerst nur die mit
Stuck bekleideten steinernen, nicht marmornen, zu betrachten sind.
Das plastische Ornament der struktiven Theile ward schon in
der Frühzeit der Periode die uns hier beschäftigt verlassen, das
Gliederwerk zeigt sich vergleichsweise wie auf der Töpferscheibe
gedreht oder aus Thon gezogen und auf den glatten Profilen sind
die Ergänzungsformen gemalt. Gleichzeitig sind die Massen
der konstruktiven Theile durchgängig gefärbt.
Ich nenne zuerst den sehr alten Tempel von Korinth, dessen
Säulen aus Tuffstein eine rothe Stuckbekleidung haben. Dieses
versichern fast alle Reisenden die jene Ruinen sahen; Curtius will
sogar zwei rothe Stuckschichten über einander erkannt haben,
auf welche Mittheilung Kugler sogleich seinen Zweifel über die
Aeehtheit dieser Stuckbekleidungen zu begründen trachtet, ob-
gleich wir wissen dass die dealbationes und expolitiones der
Tempel und öffentlichen Werke ziemlich häufig wiederkehrten.
Roth sind auch die wohl erhaltnen Stuckbekleidungen alter
Säulentrümmer von Tuffstein, die sich in der Nähe des Eingangs
der Akropolis belinden und einem alten Tempel angehörten, den
wahrscheinlich schon die Perser zerstört hatten.
1 Die Stelle steht Plin. n. h. XXXVI, 15. (ed. Delechamp) Durat et Cy-
zici delubrum in quo ülum aureum eommissuris omnibus politi lapidis sub-
jecit artifex eburneum Jovem dicaturus intus, coronante eum Apolline. Tralu-
cent ergo picturae (so heisst es in einigen Handschriften statt juncturae)
tenuissimis capillamentis, lenique afüatu simulacra refovente praeter ingenium
artificis ipsa. materia quamvis occulta in pretio operis habetur. Ueber meine
Uebersetzung dieser Stelle und deren Rechtfertigung siehe im Texte weiter
unten.