Volltext: Die textile Kunst für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 125 in den Text gedr. Holzschn. und 15 farb. Tondrucktaf (Bd. 1)

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Viertes 
Hauptstück. 
mente griechischer Tempelkunst, noch der heroischen Baukunst 
in gewissen Beziehungen verwandt, noch das Gepräge tragen der 
frühesten, nämlich der plastisch verzierten, Töpferei vor der 
Einführung der Töpferscheibe, oder doch vor der allgemeinen 
Verbreitung desjenigen Stils der Töpferei der durch dieses Uten- 
sil ins Leben gerufen wurde. 
Das Prinzip ihrer Verzierung ist noch das plastisch 
polychrome, ein laxeres, reicheres, üppigeres als das- 
jenige der späteren dorischen Kunst. Der Wahn, die ein- 
fachen, straffen und nur malerisch verzierten Formen der dori- 
schen Bauweise für älter und ursprünglicher zu halten als den 
plastisch bildnerischen Schmuck, den diese Bauweise abstreift, 
während die ionische Weise ihn behält, und der unter den Dia- 
dochen und den Römern wieder Aufnahme findet, dieser falsche 
Glaube wird noch von den Führern des kunstgeschichtlichen 
Volksunterrichtes mit gemüthvollster Pietät gepflegt und ver- 
breitet. Das schwellende Echinusprofil mit dem schilfblattähn- 
liehen Kannelirungsauslaufe und dem Perlenstäbchen im Hypo- 
trachelium an den Säulen des sehr alterthümlichen Tempels zu 
Cadacchio auf Corfu, dessen sonstige unentwickelte und zugleich 
plastisch überladene Formen, diesem Aehnliches an dem Tempel 
der Demeter und der sogenannten Basilika zu Pestum, mancherlei 
andere Üeberreste und Fragmente eines plastisch gezierten üppig 
schwellenden Dorismus werden wegen dieser Eigenheiten dem 
ersten Jahrhundert vor Christo oder noch späterer Zeit zugewie- 
sen oder als asiatisirende und barbarisirende Mischformen ohne 
Bedenken bezeichnet. Sie sind aber zum Theil in Wirklichkeit, 
zum Theil in arehaistischer Nachahmung ganz unzweifelhaft die 
älteren Formen und sind als solche, ohne Rücksicht auf das ohne 
diese sehr schwer zu bestimmende Datum ihrer Erbauung, als das 
dem Stile nach Ursprünglichere mit Nachdruck herauszuheben. 1 
Der oben zugleich mit der Terrakotta erwähnte bekleidende 
Stoff, der Stuck nämlich, verdiente hier vielleicht noch frühere 
Erwähnung, wenigstens in Rücksicht auf das Alter seiner Anwen- 
' Ueber alte bemalte Terrakotten vergleiche noch: Mai-eo Carloni Bassi- 
rilievi Volsci in terrra cotta dipinti a vari colori trovati nella cittä. di Vel. 
letri Roma 1785. Dem alten Terrakottastile gehören auch noch, wo nicht dem 
Alter, doch dem Prinzips nach, die beiden Tempel aus Backstein im Thalb 
der Egeria bei Rom an.
	        
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