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Viertes
Hauptstück.
mente griechischer Tempelkunst, noch der heroischen Baukunst
in gewissen Beziehungen verwandt, noch das Gepräge tragen der
frühesten, nämlich der plastisch verzierten, Töpferei vor der
Einführung der Töpferscheibe, oder doch vor der allgemeinen
Verbreitung desjenigen Stils der Töpferei der durch dieses Uten-
sil ins Leben gerufen wurde.
Das Prinzip ihrer Verzierung ist noch das plastisch
polychrome, ein laxeres, reicheres, üppigeres als das-
jenige der späteren dorischen Kunst. Der Wahn, die ein-
fachen, straffen und nur malerisch verzierten Formen der dori-
schen Bauweise für älter und ursprünglicher zu halten als den
plastisch bildnerischen Schmuck, den diese Bauweise abstreift,
während die ionische Weise ihn behält, und der unter den Dia-
dochen und den Römern wieder Aufnahme findet, dieser falsche
Glaube wird noch von den Führern des kunstgeschichtlichen
Volksunterrichtes mit gemüthvollster Pietät gepflegt und ver-
breitet. Das schwellende Echinusprofil mit dem schilfblattähn-
liehen Kannelirungsauslaufe und dem Perlenstäbchen im Hypo-
trachelium an den Säulen des sehr alterthümlichen Tempels zu
Cadacchio auf Corfu, dessen sonstige unentwickelte und zugleich
plastisch überladene Formen, diesem Aehnliches an dem Tempel
der Demeter und der sogenannten Basilika zu Pestum, mancherlei
andere Üeberreste und Fragmente eines plastisch gezierten üppig
schwellenden Dorismus werden wegen dieser Eigenheiten dem
ersten Jahrhundert vor Christo oder noch späterer Zeit zugewie-
sen oder als asiatisirende und barbarisirende Mischformen ohne
Bedenken bezeichnet. Sie sind aber zum Theil in Wirklichkeit,
zum Theil in arehaistischer Nachahmung ganz unzweifelhaft die
älteren Formen und sind als solche, ohne Rücksicht auf das ohne
diese sehr schwer zu bestimmende Datum ihrer Erbauung, als das
dem Stile nach Ursprünglichere mit Nachdruck herauszuheben. 1
Der oben zugleich mit der Terrakotta erwähnte bekleidende
Stoff, der Stuck nämlich, verdiente hier vielleicht noch frühere
Erwähnung, wenigstens in Rücksicht auf das Alter seiner Anwen-
' Ueber alte bemalte Terrakotten vergleiche noch: Mai-eo Carloni Bassi-
rilievi Volsci in terrra cotta dipinti a vari colori trovati nella cittä. di Vel.
letri Roma 1785. Dem alten Terrakottastile gehören auch noch, wo nicht dem
Alter, doch dem Prinzips nach, die beiden Tempel aus Backstein im Thalb
der Egeria bei Rom an.