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Vierte
Ilauptstiick.
Ordnung als die vorzugsweise k eramisch e bezeichnen. Ich laugne.
hiermit zugleich den sp äten Ursprung der korinthischen Ordnung
und halte sie für so alt wie die älteste dorische. Weiteres zur Unter-
stützung dieser Ansicht wird sogleich gegeben werden. Vorher möge
eine Bemerkung darüber Platz finden wie meines Erachtens die
Berichte der Alten über Säulenordnung aus Holz zu nehmen seien,
wie z. B. die Notiz des Pausanias über die hölzerne Säule des
Heräums in der Altys zu Olympia den anderen steinernen Säulen
dieses Tempels, die sicher mit Stuck bekleidet waren, eingereiht,
dann die Säule die, von einem Schutzbaue umgeben, cbendaselbst
als die Reliquie des Palastes des Heroen Oenomaos galt, ferner zu
Elis das Monument des Oxylos, dessen Dach auf eichenen Säulen
ruhte, endlich das Heiligthum des Poseidon Hippias bei Mantinea, 1
und die aus Rebholz gearbeiteten Säulen des Tempels zu Meta-
pont, deren Plinius (XIV. 2) gedenkt. Diese Ueberreste hatten
zu Pausanias und Plinius Zeiten 1000 Jahre weit überdauert, und
konnten im Freien dieses nur unter dem Schutze einer Beklei-
dun g, die nach dem allgemeinen Gebrauche der Alten, bei der
Beschreibung der Monumente immer den innern Stoff, den Kern
derselben, als das Bemcrkenswertheste daran zuerst hervorzuheben,
(eine Eigenheit die mit der Negation des Stoffes als solchen in
der Kunst nur in seheinbarem Widerspruche steht) unerwähnt
blieb , weil quasi selbstverständlich; der Stoff wurde nur in
gewissem Sinne negirt, nämlich dessen materielles Hervortreten
als solcher, in seiner spezifischen Naturwüchsigkeit und Farbe,
die als Mittel der Dekoration nicht benützt wurden; aber zugleich
musste, gerade um das Stoffliche vergessen zu machen, dessen
Eigenschaften bei der Formgebung volleste Rechnung getragen
werden. So blieb der Stoff gleichsam der Schlüssel zu dem Ver-
ständnisse der Form und ward daher, ge rade weil er ver-
ten aber siimmtlich auf den älteren besseren Stil hin, der vor der Zeit blühete,
ehe Pompeji bereits vor seiner gänzlichen Zerstörung schon einmal durch ein
Erdbeben fast dem Boden gleich gemacht war. Die Säulen des Tempels der
Vesta zu Tivoli sowie die des gleichnamigen Monopteros zu Rom tragen den
gleichen keramischen Stil. Ein schönes Kapitäl in gebrannter Erde befindet
sich mit anderen Terrakotten in dem Museum Biscari in Catanca. Siehe den
Holzschnitt nach einer von mir gemachten Skizze.
1 Die Sage liess ihn durch die alten pelasgischen Baumeister Agarnedes
und Trophonios erbaut sein, indem sie eichene Stämme b e a. r b e i t e t e n
(äpyudoiysvoa) und aneinanderfiigten.