Volltext: Die textile Kunst für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 125 in den Text gedr. Holzschn. und 15 farb. Tondrucktaf (Bd. 1)

'l'extile 
Kunst. 
Hellas. 
Kleinasien. 
433 
merkwürdigcn friesartigen Behandlung eines Baugliedes, das sich 
durch sein Stirnband und darunter vertheilte triglyphenvorberei- 
tende (allerdings tropfenlose) Platten unzweifelhaft als dorisches Epi- 
stylion kundgibt. Kugler 1 hört hier eine "Reminiscenz ägyptischer 
Behandlungsweise nachklingen," wobei ihm wahrscheinlich die 
Skulpturen der ägyptischen Epistylien vor den Sinnen schweben, 
die aber gerade an dieser Stelle in Dimension und Charakter die 
Grenzen der Schrift auf das Strengste innehalten und niemals in 
das Gebiet der Darstellung hinüberschweifen, was sie nur auf 
Mauerliächen und den Säulenpansen des mittelpharaonischen Stiles 
überschreiten. Weit näher liegt die Vergleichung des besproche- 
nen mit Caelaturen geschmückten dorischen Architraves mit den 
Gebälken an den Königsgrabern zu Persepolis und Naktschi- 
Rustan, um welche gleichfalls Skulpturen herumlaufen, die sogar 
in den Motiven der Darstellung zum Theil mit demjenigen über- 
einstimmen, was der Architrav von Assos enthält, nämlich Thier- 
kämpfe und überhaupt Thiersymbole. In gleicher Weise waren 
auch Wahrscheinlich die architravirteng Gebälke der assyrischen 
Monumente geschmückt, keine Vermuthung die sich gleichmässig 
auf die Nachrichten der Alten und auf dasjenige stützt was 
namentlich an Resten von Stuckmalereien und an den gestickten 
Gewändern der Relieffiguren von derartigen balkenähnlichen 
Abschlüssen und Bekrönungsrändern wahrgenommen wird. 
Es drängen sich ferner in die Reihe der hier zu betrachtenden 
Gegenstände zunächst das berühmte hochalterthümliche soge- 
nannte Harpyengrab, welches auf der Akropolis von Xanthos 
neben dem Theater stand. Der friesartige Aufsatz, der hier frei- 
lich zugleich als Sarkophag dient, tragt unmittelbar die hängende 
Platte des Simses. Sodann das nicht minder merkwürdige soge- 
nannte Harpagusmonument, das reichlichst mit Friesen ausge- 
1 Geschichte der Baukunst, Seite 186. 
2 Diess ist der technisch-architektonisehe Ausdruck für Gebälke denen 
der Fries fehlt und deren Sims unmittelbar vom Architrav (Epistyl) getragen 
oder aufgenommen wird. Beispiele: Das Gebälk der Jungfrauenhalle des Tem- 
pels der Athene Polias zu Athen; die Mehrzahl der älteren lkleinasiatischen 
Gräberfaqaden im ionischen Säulenstile; alle ägyptischen Monumente, dess- 
gleichen die persischen u. s. w. Das Gebälk mit Fries entsteht eigentlich erst 
mit der, für die ionische Säule wenigstens, nicht ursprünglichen peripteren 
Anwendung der Ordnung. (Siehe Thl, II.) 
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