Textile Kunst.
Hellas.
Kleinasien.
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den Felsfaeaden, tritt, wie schon an früherer Stelle gezeigt worden
ist, die Teppichbekleidung als Vorhang der Zwischenräume des
Gezimmers deutlich in die Augen, und zwar hat sich hier die
ursprüngliche Polychromie in seltener Frische, wie sonst nur in
Aegypten, erhalten. Sie zeigt sich an diesen Skulpturen als eine
totale Üebermalung der ganzen Bildfläche. Auch das Nackte der
Figuren hat einen konventionellen Fleischton , die Farbe der
Haare und Augen, das Roth der Wangen, alles ist der Natur ge-
mäss angegeben. 1
Ueber diesen Monumcnten stehen andere Felsfagaden, die das-
selbe Motiv in bereits vollständig entwickelter Säulenarchitektur
wiedergeben. Hier soll nun wieder hellenischer Einfluss gewirkt
haben, obschon der sogenannte ionische Stil, wie er sich hier
zeigt, gerade noch ganz entschiedenes Eigenthum des westlichen
Asiens ist? Wer aber die beiden Stile in ihrer Anwendung
auf dasselbe F aeadenmotiv neben einander sieht, ich meine den
sogenannten Blockhausstil und den Säulenstil, und Vergleiehungen
zwischen ihnen anstellt, dem wird es deutlich dass hieriein Ueber-
gang von der Holzkonstruktion in die eigentliche Säulenarchi-
tektur ohne Zwischenstufe unmöglich war. D er Holzstil m usste
durch einen früheren Stoffwechsel modificirt worden
sein und konnte erst von dieser Metamorphose aus
durch die Vermittelung eines zweiten Stoffwechsels
zum Steinstil sich ausbilden.
Welches Zwischenglied ich hier meine ist aus dem Vorher
gegangenen leicht zu errathen; doch soll hier vorerst noch weiter
nichts hervorgehoben werden als die an den lykischen Monu-
menten sichtbar hervortretende Evidenz der Unmöglichkeit des
unvermittelten Uebergangs des Bedürfnisshaues in die lapida-
rische Säulenarchitektur. Eben so wenig aber theile ich die An-
schauung, wonach die Säule, dass organische Gewächs, allmälig
aus dem starren leblosen Felsenpfeiler herausgemeisselt, zuerst
quadratisch, dann Seckig, hernach lßeckig, zuletzt 32eckig ab:
gestumpft sein soll, um den Raum zu öffnen. Diese von Rossb
1 Mehrere dieser Skulpturen, allerdings leider retouchirt, sah ich im
3h 51115811111. Desgleichen Städteansichten auf Relieftafeln, gleich den eben
im Texte bezeichneten-
? Hierüber das Nähere im zweiten 'l'heile unter "Hellenischer Baustil."
3 Ross, Insclreisen. Brief 1.3 und 24, S. 5-l47. ldem, Reisen im Pelo-
ponnes, I. S. 7.