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Hauptstück.
Viertes
stattet. Es zeigt sich nirgend in plastisch-polychromer" Nachbildung
der ursprüngliche Typus der Bekleidung als Faeadendekoration
naiver und realistisch unmittelbarer ausgedrückt als auf diesen
lydischen Felsengräbern, von denen das berühmteste, das soge-
nannte Grabmal des Midas, als Beispiel hier beigefügt ist.
Bei anderen Grabfagaden derselben Gattung sind nur die
Rahmen und die Bekrönungen bildnerisch verziert, das cinge-
schlossene Feld ist glatt, hatte aber sicher einst malerischen
Schmuck. Noch andere gehören schon mehr zu den kompo-
siten, daher wahrscheinlich späteren, Formen.
Wieder ein von den phrygischen, karischen und lydischen
Stämmen ganz verschiedenes Volk musste dasjenige sein welches
in Lykien, wenigstens für seine Grabmonumente, an einem sicher
höchst urthümlichen, der Konstruktion aus Holz entnommenen,
dekorativen Prinzipe festhielt: dasselbe Volk aber, welches in sol-
cher Weise seine Gräber im Holzstile konstruirte, wohnte in
Steinhäusern aus polygonem Gemäuer; diess wissen wir weil
viele dieser Bauwerke wegen ihrer soliden Aufführung noch bis
auf heute, wer weiss aus wie früher Zeit, stehen geblieben sind
und höchst merkwürdige Relieftafeln, womit einige der Felsen-
gräber geschmückt sind, geben in malerisch {perspektivischer
Weise die Bildnisse ganzer Städte mit ihren Vorstädten, deren
Häuser und Monumente entschieden den Charakter des Steinstiles
verrathen und zum Theil sogar mit Kuppeln überwölbt sind; und
neben diesen Steinbauten erkennt man auf diesen Relieftateln in
deutlichster Darstellung dieselben im Holzstile gehaltenen Denk-
mäler von denen die Rede ist. Diese sind also nicht Nach-
bildungen einer den Lykiern eigenthümlichen Holzarchitektur,
sondern, wie ich schon in dem Exkurse über das Tapezierwesen
der Alten geäussert habe, höchst "wahrscheinlich monumental in
Stein umgesetzte Scheiterhaufen. Die ältesten Denkmäler dieser Art
sind die freistehenden Sarkophagträger; hernach übertrug man
diese traditionell und typisch sanktionirte Dekoration auch auf
Felsengräberfacaden, obschon sie nach der Annahme einer andern
Bestattungsweise hier keinen realen Sinn mehr hatte, wesshalb
ihr ein anderes Motiv untergeschoben wurde, bei welchem eine
Fachwerkswand mit vorstehender Sparrenbedeckung mehr oder
weniger klar als Vorbild vorschweben mochte. Auch an diesen
Monumenten, und zwar sowohl. an den Sarkophagträgßrn Wie an