Textile Kunst.
Hellas.
Kleinasien.
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aus letzterem nicht mehr erklärlich sind, ihm oft zu widersprechen
scheinen.
Unter den Ländern die derartige Spuren enthalten nimmt
Kleinasien unsere Aufmerksamkeit zuerst in Anspruch. Es ist
gleichsam der Kessel, in welchem der komponirte Stoff vornehm-
lich gemischt ward, woraus später die edle hellenische Kunsttorm
gegossen werden sollte. 1
Wie es nun kommen mochte, ob Kleinasien noch mit jenen
Erdmächten zu ringen hatte, deren noch bis in spätere historische
Zeiten fortdauernde Thätigkeit durch gewaltige Spuren deutlich
wird, während in Mesopotamien und dem Nilthale schon dichte
Bevölkerungen sich zu Staaten geordnet hatten, die sich diesen
der Natur kaum entrungenen YVahlplatz streitig machten und
monumentale Spuren ihrer Einwanderungen hinterliessen, oder ob
die Ueberreste und Zeugen so vieler alter uns grösstenthcils
fremdartiger Kulturzustände, die sich dort finden, gerade bewei-
sen dass hier der früheste Sitz des Menschengeschlechtes war,
welche Meinung nach Herodot die sonst auf ihr Alter stolzen
Aegyptier hatten, die Thatsache, dass die verschiedenartigsten
Elemente ältester staatlicher Zustände sich hier ablagerten, steht
jedenfalls fest.
Es entstand in Folge dessen auf diesem kleinasiatisohen Ge-
biete ein Gemisch von Formen, die zum Theil in schroffen Gegen-
sätzen einander verneinen, indem sie bestimmte Typen der Bau-
kunst mit grosser Naivetät und Entschiedenheit festhalten, zum
Theil dagegen sich zur Komposite verbinden und diesen Charakter
eigenthümlich durchbilden.
Zu den merkwürdigsten Denkmälern der zuerst bezeichneten
Art gehören zunächst die Mauern und in Stein konstruirten Tu-
muli der Stadt des alten Tantalos am Sipylos, und die noch ur-
sprünglichern in ihrem Innern noch nicht untersuchten Grabhiigel
bei Sardes, darunter das von Herodot beschriebene Grabmal des
Ilalyattes, welches 1300 Fuss im Durchmesser und fünf Denk-
1 Was in dem zunächst Folgenden über kleinasiatische Alterthümer ge-
sagt wird stützt sich zum Theil auf das grosse Werk: Däscription de PAQie
mineure par 'l'äxier, dann auf Fell0w's Schriften: an excursion in Asia Minor
1839 und an account of rliscoveries in Lycia 1841; vornehmlich aber auf sorg-
fältiges eigenes Studium der im Br. Museum und im Louvre {niedergelegten
kleinasiatischen Alterthünler.