Kunst.
Textile
Aegypten.
Altes
neues Reich.
und
407
sind vorhanden, nur das Leben fehlt. Diess erklärt sich zum Theil
aus klimatischen Verhältnissen, besonders aber dadurch, weil kein
anderes Volk gleich diesem den Gedanken pflegte, dem vergäng;
liehen Dasein nach dessen Aufhören durch Erhaltung der Hülle,
durch die es bedungen War, in dem Andenken der Menschen
möglichste Dauer zu sichern. So war denn auch Solidität und
Monumentalität das Thema der Baukunst, dem sich die Schönheit
und selbst das Zweckgemässe unterzuordnen hatte.
So gibt dieses Volkes wohlerhaltener Staub für Vieles was in
Beziehung auf andere Völker, namentlich die Griechen, durch
spurloses Verschwinden aller materiellen Nachweise zweifelhaft er-
scheint die Ergänzung oder den näheren Aufschluss, je nach den
Analogien des dort noch Erhaltenen oder den Gegensätzen, die zwi-
schen diesem und dem Verschwundenen nachweislich obwalteten.
Das Analoge erkennt man vornehmlich in den Werken des
alten sozusagen vorgeschichtlichen Aegypten, die Gegensätze ent-
wickeln sich erst klarer unter dem neuen Reiche.
Pyramiden.
Die Pyramiden von Gizeh und Saqära sind volle massive
Quadermassen, die solidesten unverwüstlichsten Steinmonumente
die jemals erdacht und ausgeführt wurden, aber doch sind sie nur
Nachbildungen älterer Werke von ähnlicher Grundform aus unge-
brannten und mit einer Rinde von härterem Stoffe inkrustirten
Thonziegeln. Das Inkrustationsprinzip tritt daher auch an ihnen
in entschiedenster Weise hervor. Zunächst in der Konstruk-
tionsweise des eigentlichen steinernen Hauptkernes, der, ob-
schon aus winkelrechten Quadern bestehend, dennoch nicht nach
dem Grundsatze des horizontalen Verbandes in parallelen wage-
rechten Schichten aufgeführt ist, sondern vielmehr aus einer Reihe
von Umhüllungen oder Schalen besteht, die gleichsam wie die
Jahrgänge eines Baumstammes einen aus gewachsenem Felsen be-
stehenden oder konstruirten meistens kleinen Kern umgeben.
Diesem Systeme ganz entsprechend sind, (wenigstens an der in
seiner inneren Konstruktion bloss gelegten halbzerstörten grossen
Pyramide zu Saqärar) die Steinschiehten nicht ganz Wagerecht
sondern in einer Neigung nach dem Kerne zu gelagert. 1
1 Siehe Minutolfs Reise
und Atlas Tafel XXVII.
Jupiter
des
Tempel
zum
Ammon
etc.
Kapitel 14