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Viertes
Hauptstück.
irgend wo geschrieben steht, überall läugnet, welclf bequemes,
vornehmes, aber geistloses Verfahren in unserer Zeit einstweilen
noch Recht behält.
Der Judentempel als monumentale Nachbildung des in dem
Tabernakel enthaltenen Motives war aus massiven Quadern von
weissem Steine ausgeführt (6x levuoü 1.1605 nsrromnävov), 1 die von
den syrischen Werkleuten so glatt und genau zusammengefügt
waren, dass man nirgend die Spuren des Hammers und Spitz-
eisens wahrnahin. 2 Dennoch wurden diese trefflich aufgeführten
Mauern aus weissem Steine (lllarmor) innerlich und äusser-
lich mit goldüberzogenem skulptirten Cedernholze und mit selte-
nen Steinen inkrustirt. Gleiche Skulpturen und gleichen Gold-
glanz zeigten die Getafel der Decke; der Fussboden war wie
alles andere mit Cedernholz und Goldblech bekleidet; golden waren
alle Thürpfosten und Thüriiügel, und reiches Beschläge aus Gold,
in Form von Buckeln, Ketten und Weinranken, erhöhte noch ihren
Wahrscheinlich unter durchsichtigen Farbenornamenten hervor-
leuchtenden Reichthum. Eierstäbe, (Koloquinten) Lotosblumen,
Palmetten und Friesstreifen mit Figuren (Seraphim) von grottesker
Komposition, ähnlich den assyrischen, bildeten die wesentlich-
sten Motive der Flächendekoration. "So blieb kein Theil
des Tempels weder innerlich noch äusserlich übrig,
der nicht golden war," versichert uns Josephus wieder.
holt, der, vielleicht der nüchternste und zuverlässigste aller
alten Schriftsteller, diese merkwürdige Notiz aus Quellen gengm-
men haben muss die uns in den heil. Büchern nur unvollständig
und durch alle möglichen Textverstümmelungen, Korruptionen
und Missverständnisse getrübt erhalten sind. 3
Obschon sie gerade in Bezug auf das Aeussere der sal0moni-
sehen WVerke ganz besonders dürftig fliessen, so deuten doch ver-
schiedene Stellen darauf hin dass dasselbe, wie das Innere, mit
1 Joseph. 8, Cap. 3.
2 Ich folge hier dem Berichte des Josephus, dem gewiss neben den uns be_
kannten Gewährstellen der Bibel noch andere vorlagen, die für diesen Gegenstand
wenigstens wahrscheinlicher lauteten, als was das erste Buch der Könige dar.
über enthält. Dort sollen die Steine vor dem Setzen zuvor so zugerichtet ge.
wesen sein, dass man keinen Hammer noch Beil noch irgend ein Eisenzeug
im Hauen hörte, was streng genommen unmöglich ist, aber auch im uneigent.
liehen Sinne gefasst der ganzen antiken Baupraxis widerspricht.
3 Vergleiche Ewald, Geschichte des Volkes Israel, Bd. 3, S. 304, Anm. 6,