Kunst.
Textile
und
Phönikien
Judäa.
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Menschenhaupt als Schlussstein diente, Capitolium heissen soll,
bekunden auch hier diese Form als eine uralt vorgefundene.
Wie dem auch sei so berühren gerade diese Monumente
grauester Vorzeit, gleichsam die fossilen Ueberreste eines Civili-
sationsorganismus der vor aller menschlichen Erinnerung lebte,
auf das Entschiedenste den uns jetzt beschäftigenden Gegenstand,
nämlich insofern sich an ihnen Spuren und Ueberreste ehemaliger
Bekleidung, womit ihre Steinmauern innerlich und äusserlich um-
hüllt waren, noch deutlich erkennen lassen; zur Bestätigung dessen,
was die Sage von ihnen als ehernen (erzbekleideten) Fässern,
d. h. Rundgewölben, erzählt. Doch werde ich auf sie bei anderen
Gelegenheiten zurückkommen müssen, wesshalb ich sie hier nur
leicht berühre und zu Werken übergebe, die mit grösserer Ge-
wissheit als jene vorgenannten den Phönikiern zugeschrieben
werden. Diess sind ungeheure Steinkonstruktionen, die theils als
Unterbaue für darauf aufzuführende Tempel und Paläste dien
ten, tlieils Uferdämme bildeten und aus regelrecht behauenen
bossirten Quadern von kolossalen Dimensionen bestehen. Ueber-
reste derselben finden sich in der Gegend des alten Byblos, in
Cypern, auf der Insel Arados, dessen gigantische noch zum
Theil erhaltene Quaimauern aus löfüssigen bossirten Quadern
bestehen und sonst. Dazu die merkwürdigen zum Theil erhaltenen
Substruktionen des salomonischen Tempelperibolos an der Ost-
seite des Berges Moriah, von deren eigenthümlicher Konstruktion
uns Josephus in der Beschreibung des herodischen Tempelbaues
eine sehr interessante, wenn auch im Einzelnen etwas dunkle, Be-
schreibung gibt. Sie wird uns verständlich durch eine ähnliche noch
bestehende leichter zugängliche Substruktion derselben Bestim-
mung, wie jene offenbar phönikisch-israelitischen Ursprungs, unter
dem grossen Sonnentempel zu Balbek. Was an beiden in kon-
struktiver Beziehung als besonders bemerkenswerth hervortritt
berechtigt uns auf ihre mächtigen Quadratmauern, die als solche
eigentlich in ein anderes Gebiet unserer stilistischen Betrachtungen
fallen das später zu betreten sein wird, schon hier unser Augen-
merk zu richten. Beide Werke sind nämlich ganz nach demselben
Prinzipe das wir an den assyrischen Substruktionen wahrnehmen,
ausgeführt; sie sind gleichsam ein Gewebe von Quadermauern,
die in Zwischenräumen theils parallel neben einander laufen,
theils einander durchkreuzen. Ihre Intervallen sind zur Verstär-