Volltext: Die textile Kunst für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 125 in den Text gedr. Holzschn. und 15 farb. Tondrucktaf (Bd. 1)

Textile Kunst. 
Assyrien. 
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lich einen einzigen verlängerten Stab bilden." Im Allgemeinen 
bedarf es dazu eines Mittelgliedes, das in Form eines Ringes oder 
einer Agraffe beide Enden der Stäbe die geschaltet werdensollen, 
umschliesst, verbindet und festhält. 
 Noch immer ist die Schäftung in der Tubularkonstruktion, 
z. B. in der modernen Klempnerei, eine häufig angewandte tech- 
nische Procedur, die aber leider eben so Wenig wie andere in 
ihrer stilistisch-formellen Bedeutung verstanden wird. 
 Diess war der Fall bei den frühen Völkern Asiens und ist es 
zum Theil noch jetzt bei ihren weniger kultivirten Nachkommen. 
Die assyrischen Geräthe beweisen uns dass gerade die wichtig-. 
sten ornamentalen Motive der Tektonik, und der Baukunst selbst, 
die wir noch jetzt gedankenlos oft an verkehrter Stelle anwenden, 
aus jenen ringförmigen Schaltungen tubulärer Stäbe hervorgingen. 
Sie bilden Absätze, den Knoten der Piianzenschäfte, z. B. des 
Sehilfrohrs, nicht unähnlich wurden auch nach dieser Analogie von 
den assyrischen Tektonen oder wahrscheinlich schon viel früher 
von ihren Vorgängern in den Künsten der Vorzeit aufgefasst und 
ästhetisch verwerthet. Doch ist diess nicht die einzige Art wie 
man sie struktursymbolisch zu behandeln verstand, oft erhielten 
sie die Form und die Ornamentation von Bändern, Spangen, 
Schienen und Hefteln, wie diese vornehmlich als Gegenstand des 
leiblichen Schmuckes vorkommen. 1 
, Mit richtigem Takte werden sie von Assyriern und überhaupt 
von den Tektonen des Alterthums als ornarnentale Motive nur 
bei solchen Strukturtheilen gebraucht, die in dem Sinne der 
rückwirkenden und der absoluten. Festigkeit fungiren, als  
bei Säulen und Ständern, dann auch bei Spannriegeln und Sprei-_ 
zen, aber niemals bei Theilen, die nach ihrer Länge eine Last 
zu tragen haben und mithin durch ihre relative Festigkeit thätig 
sind, als z. B. bei Rahmenstücken der Stühle und Tische, oder 
bei den Epistylien (Gebalken) der Säulen. 
 Ich verlasse momentan diese struktiven Motive der Kunst- 
gestaltung, um auf sie zurückzukommen; es bedarf vorher eini- 
ger kurzen Bemerkungen zunächst über die zwecklichen sodann 
über die tendenziösen Motive, die mit jenen zu sehr interes- 
daher nach den Motiven ihrer Aus- 
z. B. öäugma, (I1. XVIII. 379.) usgövm, 
1 Bei den Griechen erhielten sie 
gghmüßkuug auch verschiedene Namen, 
(Papgan. X. 16) 11511290: etc.
	        
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