Kunst.
Textile
Assyrien.
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zur Kunst ausgebildete, Entarso gelten müsse, woran sich dann
noch diewichtige Frage über das Verhalten des Reliefs zu beiden
genannten Methoden der Fläehendekoration knüpft, alles für
die Stiltheorie sehr wichtige Zweifel, denen wir überall begegnen,
wo wir auf Spuren früher Kunstbethätigung treffen.
Möge ihre Lösung ausfallen wie sie wolle, so bleibt gewiss
dass für die Baukunst das zuerst genannte Verfahren des Be-
kleidens der Gezimmer durch Metall dasjenige sei das wegen
seiner frühen Anwendung in jener Kunst und der wichtigen Fol-
gen, die daraus für sie erwuchsen, unsere Berücksichtigung zuerst
oder am meisten in Anspruch nehmen müsse. In der That ging
aus ihm der Kanon, das Organen-der klassischen Baukunst
hervor.
Die dekorativen Details an den Möbeln der Assyrier, die in
dieser Beziehung das Gepräge grosser Ursprünglichkeit tragen, sind
dreifacher Entstehung. Sie haben erstens einen rein technischen
Ursprung, d. h. sie gehen aus den Prozessen hervor, die bei ihrer
Verfertigung angewandt wurden. Zweitens sind sie utilitarischer
Entstehung, beziehen sie sich auf die Nutzung des Ganzen, oder
auf die Dienste die jeder Theil leistet indem er mit anderen
Theilen desselben Systems, die anders fungiren, zusammenwirkt.
Drittens endlich sindeinige von ihnen tendenziöser und symboli-
scher Bedeutung.
Diese letzteren tendenziös symbolischen Formen treten fast
niemals rein als solche und für sich allein auf, Sondern haben
beinahe immer gleichzeitig einen technischen oder einen utilitari-
sehen Nebensinn, der oft sogar zu der Hauptidee sich erhebt.
Es ist gerade der assyrische Stil für die Theorie der Kunstformen
so äusserst Wichtig und interessant, Weil die Symbole hier noch
durchaus ihren tendenziösen Sinn behielten, dabei aber zugleich
mit grossem Geschicke und bewusstem Thun von den assyrischen
Meistern stmktiv-symbolisch oder in utilitarischer Bedeutung be-
nützt wurden.
Was nun die zuerst erwähnten technischen Elemente der
Form betriHt so sind sie bei den genannten Gegenständen, wie
bereits angeführt wurde, wohl beinahe ausschliesslich aus derjeni-
gen Kunst in Metall zu arbeiten die ich Empaistik nannte und
bereits hinreichend bezeichnet habe abgeleitet: Zuerst volle un-
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