Volltext: Die textile Kunst für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 125 in den Text gedr. Holzschn. und 15 farb. Tondrucktaf (Bd. 1)

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Viertes Hauptstück. 
Säulenordnungen übertrugen, die noch nicht in den Steinstil über- 
setzt waren sondern in stofflicher Beziehung mit jenen Möbeln 
auf gleicher Stufe standen; sie führt uns auch in Beziehung auf 
die Säulenordnungen wieder auf dasselbe merkwürdige Tubular- 
konstruktionsprinzip zurück das uns bereits mehrfach schon bei 
der Construktion der gewaltigen Terrassenanlagen vermittelst der 
pfeifenähnlichen Gange und gewölbten Tunnels so auffallend ent. 
gegentrat und das gleichsam der struktive Grundgedanke der 
assyrisch-chaldäischen oder vielmehr der gesammten asiatischen 
Baukunst ist. 
Der Hausrath, den wir durch Abbildungen und zum Theil 
durch wirkliche Funde kennen, besteht aus eigentlichen Möbeln, 
wie Stühle, Throne, Schemel, Tische, Kandelaber, Baldachine, 
Altäre, Stelen, Wagen, Lagerbetten und so weiter, dann aus Ge- 
fassen und sonstigen Hausgeräthen, wozu auch die Dreifüsse, 
Weihbecken und Brunnen zu rechnen sind, letztens aus Schmuck- 
sachen, Waffen und andern Gegenständen die mit der Beklei- 
dung, der leiblichen Pflege und dem Schutze des Leibes zusammen- 
bangen. 
Alle sind in technischer und formeller Beziehung höchst in- 
teressant; sie haben etwas Ursprüngliches und wo uns an ihnen 
langst bekannte Formen entgegentreten, dort erscheinen diese uns 
als die unzweifelhaft dem Stile nach älteren Typen und Ausdrücke 
des Gedankens. In Manchem sind sie von andern uns bekann- 
ten antiken Geräthen prinzipiell verschieden, aber auch in diesen 
Unterschieden bewahrt es sich, dass sie das Ursprünglichere, letz- 
tere das Abgeleitete sind. So z. B. tragen alle der Tektonik zu- 
zurechnenden Geräthe, ich meine Gegenstände wie Stühle, Tische, 
Wagen, Kandelaber etc., den entschiedensten Charakter eines mit 
Blech beschlagenen und in empaistischer Manier gehaltenen und 
dekorirten Gezimmers aus Holz; diesen Typus tragen selbst 
diejenigen Gegenstände die aus Metallguss bestehen, welcher 
letztere in einer merkwürdig primitiven Weise, gleichsam noch 
als Nachahmung des Metallbeschläges, an ihnen hervortritt. Ver- 
gleicht man damit die in den Gräbern Aegyptens abgebildeten 
Gegenstände derselben Bestimmung und die zahlreichen Exem- 
plare davon aus Holz und Metall, die in den Museen gezeigt 
werden, so sind sie sämmtlich entweder reine unbekleidete Tischler- 
arbeit oder Metallgussarbeit, und zwar nicht bloss thatsäehlich,
	        
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