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Viertes
Hauptstück.
einer relativen Spätperiode der Kunst angehört. Jenes ältere Prin-
zip beruht ganz einfach darauf den aus Brettern kunstlos zusam-
mengefügten Thorllügel durch Ueberkleidung mit Metallblech, das
mit Nieten und Nägeln auf das Holz befestigt ist, zu verstärken,
vielleicht eine der ältesten Anwendungen der Empaistik für
bauliche Zwecke; das andere ist entschieden der Kunst entnom-
men, durch geschicktes Zusammenfügen kleinerer Bretterstücke
ein mehr oder Weniger komplicirtes System der Holzkonstruktion
zu bilden, welches den Eigenschaften dieses Materiales sich zu
werfen und windschief zu werden, sowie zusammenzutrocknen, be-
gegnet und ihre nachtheiligen Wirkungen beseitigt. Man mochte
auch diese nicht mehr flachen, sondern aus Füllwerk und Rahmen-
Werk zusammengesetzten Tischlerarbeiten nach der alten Ueber-
lieferung mit ltletallblech bekleiden, das dann als sichtbares Ge-
wand der inneren Konstruktion natürlich von dieser in seinen
Lineamenten und Reliefs bedungen ward. Die Grundzüge der Oma-
mentation der metallischen Bekleidung waren solcherweise gegeben
und wurden als neues fruchtbares Motiv der Verzierung festgehal-
ten, aber zugleich nach verschiedenen Richtungen hin Weitergebildet.
Zugleich kam diese Abwechslung destErhabenen und Vertieften
der Oberfläche der Festigkeit und Rigidität des Metallmantels zu
Gute, welches erkannt wurde und worauf man ein neues sehr
folgewichtiges Prinzip der Konstruktion begründete,
Welches uns in dem Folgenden noch vielfach beschäftigen wird,
Man verüel nämlich darauf, nicht mehr den bekleideten höl-
zernen Kern, sondern dessen metallischen Mantel als dasjenige
zu betrachten was dem Systeme die nöthige Festigkeit gebe und
gelangte somit wahrscheinlich auf rein empirischem Wege, bereits
zu einer Zeit die weit über die frühesten monumentalen und ge-
schriebenen Urkunden der Kunsthistorie hinausreicht, zu der An-
wendung des so wichtigen Prinzipes der Hohlkörperkonstruktion
und der Korrugationsmethode in der Baukunst, die darauf be-
gründet ist, dass geschweifte und, gefältelte Bleche, die einen
Raum von angemessener stereometrischer Gestaltung als Enve-
loppe umgeben, bei geringstem Aufwande des Stoiflichen die
grösste Festigkeit und Stabilität sichern.
Oder sollten jene sinnreichen Nachkommen des alten Thubal-
kain "die Meister in allerhand Erz- und Eisenwerk" 1 bereits tief
1 1, Mos. 4, 22.