Volltext: Die textile Kunst für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 125 in den Text gedr. Holzschn. und 15 farb. Tondrucktaf (Bd. 1)

Textile 
Kunst. 
Assyrien. 
365 
so dass die vorherrschende Holzhekleidung sogar den Griechen 
für den babylonischen Baustil charakteristisch erschien. 
Xenophon lässt seinen Romanhelden Kyros den stürmenden 
Persern zur Aufmunterung zurufen: Hcfaistos werde mit ihnen 
kämpfen, da die Thorwege und Säulenhallen von Cedernholz den 
Brandfackeln fette Speise bieten würden. 
Der Ccdern des Libanon, die zu den Palastbauten von Nimrud 
geliefert wurden, geschieht in einer von Layard mitgetheilten Keil- 
inschrift Erwähnung und seine Arbeiter machten sich Wachtfeuer 
mit den Cederbalken des Tempels, die vor 3000 Jahren gefallt waren. 
Abgesehen von der ächt asiatischen Goldbekleidung der Ge- 
täfel mochten diese auch häufig mit kostbaren Hölzern, Perle- 
mutter, Glas, Steinen und dergl. ausgelegt und ornamentirt sein, 
wozu die Malerei mitwirkte. 1 
Besonderen Reichthum verschaffte ihnen das geschnitzte Elfen- 
beinfüllwerk, Wovon uns Layard so interessante Bruchstücke aus 
Nimrud erhalten hat, die für sich betrachtet, als merkwürdige 
Beispiele einer Skulptur die wir nicht recht zu placiren wissen, 
und in ihrem Zusammenhange mit dem übrigen Raumesschmucke 
für unser Thema den interessantesten Stoff bieten. 
Es wird schwerlich jemals gelingen, das so berühmte Holz- 
getäfel der assyrischen, phönikischen, jüdischen, chaldäischen und 
persischen Architektur in seiner stilistischen Eigenthümlichkeit 
ganz zu erkennen und zu wissen, wie weit man schon damals mit 
der Kunst des Spiindens und Einrahmens der Bretter, 2 nämlich 
mit der eigentlichen Tischlerei vertraut war, eine Kunst, aus wel- 
cher sehr viele architektonische und ornamentale Formen hervor- 
gegangen sind, die auch in anderen Stoffen sich dann einbürger- 
ten und den Stil ihrer Technik modiiizirten. Ich entlehne hier- 
für ein erläuterndes Beispiel aus der Metallotechnik, indem ich 
auf die Bronzethüren hinweise, die das Alterthum seit frühesten 
Zeiten verfertigte, um damit ihre hohen Königshallen und Tempel 
zu sichern und zu verherrlichen. Zwei ganz verschiedene Prin- 
zipe wurden bei ihrer Ausführung angewandt, von denen das 
eine offenbar das ältere ursprünglichere ist, das andere schon 
gemalt. 
V ergl. 
1 Jeremia. XXlI, 14 erwähnt Zimmer mit Cedern getäfelt und roth 
 Zephania. II, 14 führt die Cedernbretter des Daches (Plafonds) an. 
auch 1. Könige VI, I5. VII, 3. 
2 Engl. framing.
	        
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