Textile
Kunst.
Assyrien.
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tionen aus gebrannten Ziegeln in Chaldäa, wo der Stein fehlt
und die Inkrustation aus Stuck und Mörtel besteht.
Wie erklärt sich nun das theilweise Verschwinden der poly-
chromen Glasur oder Malerei, die unfehlbar auch die unteren
steinernen Wandbekleidungen bedeckten? Layard hat den Grund
davon richtig geahnt: „es seien den Assyriern neben metallischen
"und erdigen Substanzen auch die Pfianzenfarben bekannt ge-
„Wesen, die sie sogar beim Malen der Skulpturen gebraucht
"haben möchten. Die heutigen Kurden seien noch sehr geschickte
„Schönfärber die aus Blumen und Kräutern Farben der schön-
„sten Art, besonders Roth, und Grün zu bereiten wüssten, welche
"sogar der Scharfsinn des Europäers von gleicher Güte hervor-
"zubringen nicht im Stande sei. Die Art die Farben auszuziehen
„sei keine neue Entdeckung, sondern uralt, wie wir aus der häu-
"figen Erwähnung der babylonischen und parthischen Farben er-
"sähen. Die Teppiche aus Kurdistan hätten noch heute an Schön-
„heit ihres Gewebes, an Farbenpracht und Glanz nicht ihres
„Gleichen. Aus den Ornamenten. der Kleider der assyrischen
"Figuren könne man schliessen dass ähnliche Farben sowohl
"zum Färben des Kleides selbst als" auch der Fäden, aus denen
"der Stoff dazu gewebt wurde, dienten."
Die beiden einander entgegengesetzten Prinzipe des Kolo-
rirens, nämlich das Malen und das Färben wurden in frühester
Zeit in der Baukunst kombinirt, und diese vermischte An-
wendung der transparenten den Körper zum Theil durchdringen-
den Beitze, die ohne substantielles Medium aufgetragen und oft
aus Pilanzensäften bereitet ward, mit deckenden, opaken, erdigen
oder metallischen Farbenüberzügen, deren Applikation nach ganz
andern Prinzipien erfolgte, bildet ein besonders wichtiges tech-
nisches Moment in der Polychromatik der Alten, ohne dessen
Berücksichtigung letztere in ihren verloschenen und vereinzelten
Spuren für uns durchaus unverständlich bleiben muss. Ein Com-
promiss zwischen der Lasur oder Beitze und der körperlich um-
hüllenden und schützenden Farbendecke, eine Erfindung die beider
Eigenschaften und beider Vorzüge in sich vereinigt, ist das
Email, das nur auf enkaustischem Wege ausführbar ist und, wie
das Glas und die Glasur, zu den frühesten Erfindungen der
Menschen gehört. Ihr gegenüber erklärte ich aus guten Gründen
bereits oben die Wachsenkausis für eine Art von abgekürzter und