Volltext: Die textile Kunst für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 125 in den Text gedr. Holzschn. und 15 farb. Tondrucktaf (Bd. 1)

Hauptstück. 
Viertes 
ßhaldäa und Babylon Sitte, noch waren alle Räume zu Ninive 
auf diese Weise bekleidet, noch selbst die wichtigeren. 1 
 Durch sie hat die Bekleidungskunst der Wände einen Fort- 
schritt gemacht, der offenbar Hand in Hand mit Fortschritten der 
zeichnenden und namentlich der textilen Künste geht, die nicht 
lange vor der Zeit ihrer Einführung eingetreten sein mochten. 
 Sie sind die steinernen Nachbildungen jener babylonisch-assy- 
rischen lhappichstiokereien en relief, welche durch das ganze 
Alterthum so hoch gepriesen und geschätzt wurden, dass man sie 
nur zum Schmucke der Tempel und der königlichen Paläste be- 
nützte und mit Gold aufwog. Vielleicht aber dürfen wir in letz- 
teren nicht die unmittelbaren Vorbilder jener Steinreliefs erken- 
nen, sondern waren diese nur für unterirdische oder doch tief 
gelegene und daher feuchte Tlieile des Palastbaues angewandt 
und den goldbeschlagenen hölzernen Lambris nachgebildet, die, 
_wie wir wissen, in den Prachträumen der Tempel und Paläste 
des Orients Statt der Teppiche zur Wandbekleidung gebraucht wur- 
den. Immer blieben die gewirkten und gesticktem Arazzis der 
-kunstfertigen Chaldaer die Prototypen aller dieser späteren und 
mehr monumentalen Wandbekleidungen. Wir können diess nach 
-allem Vorausgeschickten und besonders nach der Analogie des 
noch jetzt im ganzen Orient und vornehmlich in China herrschen- 
-den Herkommens als sicher begründet betrachten und finden es 
in dem Stile der Reliefsskulpturen selbst, von denen wir sprechen, 
bestätigt. Dieser bewegt sich nämlich offenbar innerhalb der Schran- 
ken, welche ihm durch sein Prototyp vorgesteckt waren, wenn auch 
der neue Stoff eine modificirte Behandlung des Grundthemas noth- 
.wendig machte. Es zeigt sich an diesen assyrischen Relieftafeln, 
die offenbar dem Grundtypus näher stehen als die Wandskulp- 
turen der Aegypter oder irgend eine andere uns bekannte antike 
Skulptur, der beschränkende Zwang einer fremden Technik, deren 
lteminiscenzen noch frisch sind. Durch technisches und stilisti- 
sches Herkommen, (freilich auch durch die Steifheit einer das 
ganze babylonisch-assyrische Civilisationssystem beherrschenden 
1 Ich glaube hier die speziellere Beschreibung dieser berühmten Wand. 
bekleidungen um so eher übergehen zu dürfen, da wir sie in ihrer allgemei- 
noreu architektonischen Bedeutung in Verbindung mit den übrigen Bestand. 
theilen des Baues noch in dem zweiten Theile dieser Schrift zu berüeksichti. 
gen haben werden,
	        
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