Volltext: Die textile Kunst für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 125 in den Text gedr. Holzschn. und 15 farb. Tondrucktaf (Bd. 1)

Textile Kunst. 
Assyrien. 
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Die Formen bei beiden Stilen sind mit schwarzen Linien gleich 
wie mit Fäden kräftig umzogen und mit einfachen Tönen gleich- 
mässig kolorirt. Keine Andeutung irgend einer Schattirung. 
Die Zeichnungen der Thiere sind korrekter als auf den gleich- 
zeitigen Basreliefs, deren Polychromie sich übrigens mit grosser 
Sicherheit nach diesen Wandmalereien restauriren lässt. 
Ich weiss nichts darüber, 0b sie a tempera oder a fresco oder 
durch ein seifenartiges Medium (Wachs, Wasserglas und der- 
gleichen) oder endlich in Oel ausgeführt sind, vermuthe aber 
das erstere. Man hat meines Wissens diese Art assyrischer 
Malerei in dieser Beziehung noch nicht geprüft. In einer ge- 
wissen Zeit scheinen vegetabilische Farbestofe dabei häufiger be- 
nützt worden zu sein, wesshalb auf den meisten Kalk-- oder Stuck- 
wänden die Malereien dergestalt verblichen sind dass kaum 
noch die Umrisse in schwachen Spuren hier und da von ihrer 
früheren Existenz zeugen. 1  
Der Stuck ist an einigen Orten sehr dünn, an anderen da- 
gegen sehr dick aufgetragen und manchmal finden sich mehrere 
Stuckschichten über einander, jede mit besonderer Malerei, woraus 
hervorgeht, dass die Wanddekoration an diesen Orten zu ver- 
schiedenen Perioden erneuert wurde. Man sieht hieraus wie 
misslich es ist aus dem Vorhandensein von Inschriften und Dar- 
stellungen der Wände auf das Alter der Gebäude zurückzuschlies- 
sen. In dem Gebäude südlich des grossen Nordwestpalastes zu 
Nimrud liess sich die dekorirte Stukwand bis über 14 Fuss über 
die Platten der unteren Mauerbekleidung hinaus, die hier nur 
zwei Fuss hoch ist und aus nicht skulptirten Kalksteintafeln be- 
steht, verfolgen, sie ging wahrscheinlich noch weit über diese 
Höhe hinaus; dabei haben die Räume nur etwa 14 F uss Breite. Der 
ganze Hügel von Nimrud ist gleichsam mit Spuren solcher stuck- 
bekleideter Wände bedeckt; wie gesagt Waren nur die den 
grossen Centralhallen zunächst liegenden Piecen, die den kleinsten 
Theil der Anlage bilden, mit Steintafeln bekleidet.  
Wir kommen nun zu einer anderen Art der Wandbekleidung 
die zu wichtigen stilgeschiehtlichen Fragen Anlass gibt deren 
Lösung mehr als eine Schwierigkeit bietet: ich meine die Inkru- 
tation der Lehmwände mit gebrannten und bemalten oder viel- 
mehr mit glasirten Ziegeln. 
1 Layard, Ninive und seine Ueberreste; deutsche Ausgabe, S. 201.
	        
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