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Viertes Hauptstück.
Diess hätte der sonstigen Pracht, die wir noch jetzt an den Ge-
mächern wahrnehmen, so wenig wie den Nachrichten der
alten Autoren entsprochen, die keine Gelegenheit versäumen, um
gerade den ausnehmenden Luxus der Assyrier, Babylonier und
Perser in Teppichen und goldbelegten Fussböden im Gegensatze
(zu den griechischen Estrichparquets hervorzuheben. Entweder
waren die mit Tafeln belegten Gemächer nur Nebenräume unter-
geordneten Ranges oder ihr Fussboden musste ehemals mit Tep-
pichen, vielleicht sogar mit vergoldeten Metallplatten, mit inkru-
stirten Cedernholzgetäfeln oder sonst wie noch ausserdem be-
kleidet sein. Nur über der Schwelle der Thüre konnte nicht wohl
derartiges angebracht werden, und daher finden wir gerade hier
die Steintafeln nach dem Vorbilde reicher Teppiche mit einge-
grabenen, (wahrscheinlich niellirten) Mustern und Inschriften ver_
ziert. (Siehe Layard Second Series, table 56 und oben Holz-
schnitt auf Seite 54, 15.) 1
Ein vollständiges System von Wasserröhren und Ableitungen
ging unter den Täfelungen der Fussböden fort und stand mit Aus-
güssen in Verbindung die sich in den Ecken der Säle befanden.
Zu dieser erhabenen Plattform mit ihrer Ziegeltäfelung und
dem mehr ornamentalen denn Schutz gewährenden Zinnenkranze
führten prachtvolle Freitreppen und Rampen hinauf, den P3,-
lästen und Tempeln entgegen, deren alleinig erhaltene unter-
sten Mauertheile unter Bergen von Schutt und Erde tief be-
graben liegen, wodurch schon der sichere Beweis gegeben
ist dass sich ein vielstöckiger sehr bedeutender Hochbau über
ihnen erhoben hatte, was übrigens auch schon aus der enor-
men Dicke der Mauern und den geringen Zwischenräumen, die
sie trennen, unzweifelhaft hervorgeht; man sieht deutlich diese
Gange, die bei einer Länge von 30-40 Meter zuweilen nur
6 --7 Meter Breite haben, sind nicht durch die Zweckinässigkeit
der Raumvertheilung bedungen, sondern gleich jenen Favis-
sae der Substruktion auf denen sie stehen aus einer konstruk-
tiven Idee hervorgegangen, nämlich aus der Absicht, durch sie
einen vielgegliederten Terrassenbau vorzubereiten, der einen der
Quadratform sich annähernden sehr geräumigen Hofraum um-
1 Au anderen Stellen fand man auch zwischen den Thürpfosten die Üeber-
reste starker gegossener Metallplatten, die als Schwelle gedient hatten. Eine
dergleichen sieht man derzeit im britischen Museum.