Textile
Kunst.
Chaldäa.
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Unsere Vorstellungen dessen was das Wesen dieser ver-
schollenen Baukunst ausmachte bleiben natürlich fast so formlos
wie jene durch die Jahrtausende, die darüber hinweggingen, ab-
geschliffenen Backsteinhügel selbst; am wenigsten wissen wir von
der architektonischen Ordonnanz, die diese einstmals belebt und
geschmückt haben musste, und können wir nur aus der Analogie
der späteren Werke in assyrischem, neubabylonischem und persi-
schem Stile eine Vermuthung über sie schöpfen; denn was derar-
tiges gefunden ward, z. B. die Cylinderdekoration der Wände mit
den Nischen und Wandvertiefungen, lässt sich nicht wohl mehr zu
einem Ganzen vereinigen das Form bekäme, auch ist dessen
Ursprünglichkeit, als der altbabylonischen Periode angehörig,
nicht erweislieh, so wenig wie die jener merkwürdigen Bruchstücke
einer korinthisirenden Ordonnanz aus Stuck innerhalb der Grab-
kammer zu Wurka. Wir dürfen uns daher nur gestatten, an
ihnen den Grundsatz des Inkrustirens der Mauermassen aus rohen
oder gebrannten Ziegeln zu constatiren, in einer Ausdehnung
die gar keine Ausnahme zulässt. Dabei wäre es gut wenn wir
zugleich nachweisen könnten, welche von den verschiedenen In-
krustationsmethoden (nächst dem Urteppiche, dessen Priorität ich
nach dem Vorangesehickten voraussetzen darf) die ursprünglichste,
mithin für die folgenden zunächst stilbedingende sei.
Wir wissen aus den biblischen Schriften sowie aus den Profan-
Schriftstellern dass die Babylonier sich des Bitumen als Binde-
und Bekleidungsmittels ihrer Mauern und selbst ihrer Holzkon-
struktionen bedienten, aber wir lesen auch von eben so frühen
und früheren Werken, die mit Gyps und Kalk gemauert und
bekleidet waren. Dieses Material wurde bei dem Baue des
Thurmes von Babel benützt. Die Finger Gottes schrieben das
Verdammungswort auf den Gyps der Wand des Königspalastes.
Asphalt war in Chaldäa, dem Mutterlande der Gesittung von
der wir sprechen, nicht eigentlich heimisch; dieser Stoff ward
später adoptirt wie die (Jivilisation bereits den Strom aufwärts
gerückt war; die Rohrmatten mit heraushangenden Tressen zwi-
schen den Lehmziegelschichten endlich, (wir wissen diess von
Entstehung dieser alten über Asien zerstreuten Burghöhen unbekannt; sie
werden allgemein Werke der Semiramis genannt, jener räthselhaften Figur,
welche für Asien die Stelle des Herakles des mythischen Gründers aller kykl-
opischen Burgen und Mauern in Hellas vertritt.