Volltext: Die textile Kunst für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 125 in den Text gedr. Holzschn. und 15 farb. Tondrucktaf (Bd. 1)

Kunst. 
Textile 
Ohaldäa. 
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Die Kette dieser merkwürdigen Umwallungen mit dem dar- 
über hoch hinausragenden Terrassensysteme der Pallast- und 
Gräbertempel, das zugleich Festung bildet, reicht zuerst aufwärts 
zu beiden Seiten des Euphrat bis nach Babylon, wo der in ihm 
enthaltene" Typus während des neubabylonischen Reiches, das 
durch Kyros gestürzt wurde, eine Metamorphose erleidet, wo- 
von weiter unten die Rede sein wird. Wenige von ihnen Wurden 
untersucht, fast alle dienten Jahrhunderte hindurch als Begräbniss- 
plätze. Zunächst Babylon liegt der Ruinenberg El Hymer, ein soli- 
des quadratisches Bauwerk, bestehend gleich dem Birs Nimrod aus 
einer Reihenfolge von Terrassen über einander, zugänglich durch 
Treppen und Rampen, aber jetzt verwittert und in Kegelform abge- 
rundet. Das unterste Geschoss besteht aus Lehmbatzen, die oberen 
sind aus rothen unvollständig gebrannten Ziegeln ausgeführt, 1 
mit welchen vielleicht auch die unterste Terrasse bekleidet war. 
Nicht Kalk, sondern Lehm diente als Bindemittel; der untere 
Bau scheint älter, die oberen Terrassen gehören der neubabyloni- 
schen Zeit an, denn Nebukadnezars Inschriftzeichen finden sich 
auf den Ziegeln eingeprägt. 
Südlicher und an der Ostseite des Euphrat liegen die grossen 
Ruinenberge von Niffer und Zibbliyah unter vielen unbesuchten 
und ungekannten derselben Art. Sie wurden von Layard untersucht, 
jedoch nur flüchtig und mehr in der Absicht, dort Schätze für das 
britische Museum zu iindenf denn mit irgend einer bauwissen- 
schaftlichen Absicht. Sie lagen am Rande der Sümpfe und 
1 Man findet unter den Konstruktionen Mesopotamiens zweierlei Arten von 
Backsteinmauerwerken; die eine besteht aus rothen roh gebrannten und mit 
Lehm oder Asphalt verbundenen Ziegeln, die andere aus gelblich weissen aus 
fast reiner Thonerde bestehenden Klinkern, die so sorgfältig in Kalk gesetzt 
sind, dass sie sich schwer von der Kalkmasse und von einander trennen las- 
sen.  Dieser Art Klinker waren während des neubabylonischen Reiches unter 
Nebukadnezar üblich, so dass man geglaubt hat, sie seien eine spätere Er- 
findung und ein Fortschritt der Ziegelkonstruktion von verhältnissmässig jun- 
gem Datum. Doch will man jetzt den uralten wahren Thurm von Babel ent- 
deckt haben, dessen quadratische 194 Meter breite Basis von Ziegeln aus dem 
feinsten gelbschimmernden beinahe weissen Pfeifenthone ausgeführt ist. Sie sind 
vortreülich gebrannt, nachdem sie vorher aus freier Hand mit dem zierlichsten 
Schriftzeichen gemarkt waren. Zwei Etagen von den acht, die der Thurm 
hatte, haben sich noch vollständig erhalten. Man sieht den Berg von zwanzig 
Lieux Entfernung. Siehe den Bericht über diese von Herrn Place gemachte Ent- 
deckung im Moniteur universel (1856) und Moignds Cosmos vom 20. Febr. 1857. 
7 Darin nicht wesentlich vom Neger Wusswass verschieden. (Seite 324.)
	        
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