Volltext: Die textile Kunst für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 125 in den Text gedr. Holzschn. und 15 farb. Tondrucktaf (Bd. 1)

Kunst. 
Textile 
Exkurs. 
Tapezierwesen 
der Alten. 
303 
Das Holzwerk der Stiftshütte, obschon an sich von bester 
Qualität, ' war ganz mit Metall überzogen und zwar mit Gold an 
der Hütte selbst, 2 mit Silberblech an dem Gerüste des Peribolos, 
dessen Säulen eherne Füsse hatten. 3 
Es mag unwahrscheinlich klingen dass den Juden in der Wüste 
die Mittel und die Künstler zu Gebote standen um derartigen 
technischen Reichthum zu entwickeln wie uns hier entgegentritt; 
doch bleibt es an sich gewiss dass schon lange vor Moses die 
Empaistik, d. i. die Kunst des Ueberziehens des Holzes und 
(Vermiglioli Opusculi, T. IV.  Fossati grub daselbst ein anderes Grab aus 
dessen Decke mit Bronzekassetten verziert war. (Annal. del" Istit. cet. l. 
p. 150). An asiatischen Gräbern fanden Donaldson und Prokesch Spuren von 
Metallbekleidungen. Grabmahl zu Panticapaea, beschrieben im Journal des 
Savans 1835. pag. 338- 39. Solches Grab nennt ein alter Dichter aus 
Metall wohlgetrieben (zürzßog 2137115113010 54210211011), Brunk Annal. III. p. 296. 
Der Geschmack nahm unter Alexander von Neuem dieselbe Richtung. Die 
Römer behielten Sinn dafür. Alexander wollte zu Pella ein ehernes Pros- 
kenion ausführen (Plut. Op. moral II. 1096.). Der ganz mit Gold beklei- 
dete Tempel des Zeus Olympios zu Antiochia wird von Livius mit-Bewunde- 
rung genannt. Den Tempel der Derketa in Hierapolis. der im Innern mit 
Gold und Edelgestein ausgelegt war, beschreibt Lukian (de Dea Syria cp. 32). 
Das Pantheon behielt bis zum Pontiükat Urbans VIII. (1626). seine Bronze- 
bekleidung und seinen bronzenen Dachstuhl. Das Forum des Trajan war auf 
ähnliche Weise ausgestattet und zum Theil mit Goldblech überzogen. Von 
dem goldenen Hause des Nero berichtet Sueton dass es an den meisten Stellen 
mit Gold überzogen war (in ceteris partibns cuncta auro lita, distincta gemmis 
unionumque conchis erant). Die Proscenien der R. Theater wurden theils mit 
Gold, theils mit Glasmosaik und Marmor bekleidet. Im 17. Jahrhunderte fand 
man auf dem Aventin eine Stube, deren Fussboden aus Agat und Carniol bestand, 
deren Mauern mit Platten aus vergoldeter Bronze mit eingelegten Medaillons 
bekleidet waren (F1. Vacca Memorie N. 101. 102. 118.). Die Ausgrabungen 
auf dem Palatin brachten eine Stube zu Tage die mit Silberplatten ausge- 
füttert und mit Edelsteinen ausgelegt war (Bartoldi Memorie) u. s. w. Man 
erkennt auch hier die Rückkehr zu dem altasiatischen barbarischen Prinzip 
das bei den Römern und Griechen noch gleichsam im Blute steckte und nur 
durch wenige Jahrhunderte einem höheren Stile der Kunst gewichen war. 
Wir werden Spuren der gleichen Sitte des Metallbekleidens der struktiven 
Theile und der Wände an den ältesten Monumenten Assyriens und Chaldäas 
weiter unten nachweisen. 
1 5151m mit; uulllarvyc 3117;. Joseph. A. J. III. 7. 
2 Und sollst die Bretter mit Gold überziehen und ihre Ringe von Golde 
machen, dass man die Riegel darin thue. Und die Riegel sollst du mit Golde 
überziehen und also sollst du die Wohnung aufrichten. Exod. XXVI. 29. 
3 Joseph. III. 6. 2. Exod. XXVII. 10.
	        
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