Volltext: Die textile Kunst für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 125 in den Text gedr. Holzschn. und 15 farb. Tondrucktaf (Bd. 1)

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Viertes Hauptstück. 
Alterthums zu uns gelangt sindy Ich darf dieselben im Allge- 
meinen als meinen Lesern bekannt voraussetzen, wie sie im Exo- 
dus und in des Fl. Josephus jüdischen Alterthümern zu lesen 
sind, und hebe nur hauptsächlich aus ihnen heraus was uns auf 
eine neue sehr folgewichtige Anwendung des Prinzips der Be- 
kleidung in der Architektur der frühesten Zeiten führt, nämlich 
die Umhüllung der konstruktiven Theile eines Baues. Zwar 
war uns diese Tendenz des Umhüllens der Säulen und Epistylien 
architektonischer Monumente bei Lustrationen und festlichen Ge- 
legenheiten bereits entgegengetreten, (wir sehen sie noch gegen- 
wärtig bei Kirchenfesten, Krönungssolennitäten und sonst in 
Thätigkeit,) aber diese Wahrnehmung reicht schwerlich aus uns 
zu überzeugen dass derjenige architektonische Schmuck der 
hinter solchen epigonischen Ueberwucherungen des in Rede stehen- 
den Prinzips verschwindet seinerseits gleichfalls aus einer 
uraltversteinerten Verhüllung hervorging. Da sind nun 
jene frühen gleichsam vorgeschichtlichen Ueberlieferungen von 
metallbekleideten Holzwänden, Pfosten-und Decken für uns von 
höchster Wichtigkeit, um so mehr da sich an den ältesten Monu- 
menten der Welt trotz aller Zerstörungen, die sie in ihrem sonsti- 
gen Zusammenhange fast unkenntlich machen, gerade die Spuren 
längstverschwundener Metallbekleidungen auf das deutlichste er- 
halten haben, 1 so dass nicht der geringste Zweifel ihres einstigen 
Vorhandenseins übrig bleibt.  
wird zwar in Zweifel gestellt, immerhin aber sind sie schon als Fiktionen, die 
nothtvendig an Derartiges oder Aehnliches anknüpfen mussten das die Er- 
linder gesehen hatten, von grossem stilgeschichtliehen Interesse. 
1 Die ältesten Sagen der Völker knüpfen sich zum Theil an Werke der 
Baukunst, die mit Metall bekleidet gedacht werden müssen. Das erste Buch 
Mosis enthält merkwürdige Notizen über eine vorsündiluthliche sehr ausge- 
bildete Chalkeutik. Der Thalamos der Danae war ein bronzener Tholos. Dass 
er so wie dasjenige, was Homer von dem Palaste des Phäakenküniges und 
sonst von Königsbnrgen dichtet, nichts weniger als Phantasiegebilde war, zeigt 
sich z. B, noch deutlich an den Ueberresten und Spuren der Nägel, womit die 
Metallbekleidungen des Innern des Grabmahls der Atriden bei Mykene be- 
festigt gewesen sind. Aehnlich war der unterirdische Tempel zu Delphi (Pans. 
X. 5. 5.) und das Schatzhaus der Minyer, von dem noch Ueberreste stehen. 
Der Tempel der Athene Chalkioikos ist aus. Pausanias bekannt. (Pans. III. 
17. 3.) Die Gräber Hetrutiens waren mit Bronze bekleidet. Ein solches Grab 
wurde in Ohiusi im 16. Jahrhundert aufgedeckt (Lanzi Saggio tom. III. p. 211)_ 
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts entdeckte man ein ähnliches zu Corneto
	        
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