Kunst.
Textile
Exkurs.
Tapezierwesen der Alten.
293
Sinne gemalte Leinwandteppiche waren, als Ersatz für wirkliche
Teppiche die nicht in zureichender Zahl aufgetrieben werden
konnten und die der Gelegenheit entsprechend mit Bildwerken zu
sticken es an Zeit und Geschicklichkeit gebrach. Diess widerspricht
zwar der Ansicht Rochettds der seiner Marotte getreu hier durch-
aus nur Holzgemälde zulässt, weil sie tabulae 1 genannt werden,
es entspricht aber der Natur der Sache und dem Umstände, dass
die Gemälde mit wirklichen gesticktem Teppichen auf eine Weise
in Verbindung treten, wodurch beide gewissermassen mit einander
identilicirt werden, und warum sollten Theile der Pegmata, näm-
lich mit Leinwand bespannte Rahmen, nicht gleichfalls tabulac
und selbst griechisch Pinakcsi genannt werden sein, da diese Aus-
drücke, in ihrer späteren uneigentlichen Anwendung Wenigstens,
nur den formellen Begriff einer Fläche die zur Aufnahme von
Malereien oder Skulpturen geeignet ist Wiedergeben, das Stoff-
liche gar nicht mehr berühren. So sind die Worte Schilderei,
Tafel, toile, quadre,_fraim, tablet u. s. W. in den modernen Spra-
chen Abstraktionen, bei denen sogar an das Räumliche gar nicht
mehr gedacht wird sondern nur an das dargestellte Bild, die
Malerei auf der umrahmten Fläche. Nichts desto weniger liegt
der Begriff Täfelun g überall wo bei alten Schriftstellern nicht
bloss die Worte tabula, pinax, abacus crusta und dergl. ähnliche
sondern auch die allgemeineren kunsttechnischen Ausdrücke pictura,
graphe und dergl. vorkommen immer sehr nahe und ist er weit
mehr als diess in der modernen Flächendekoraticn der Fall ist
mit dem ästhetischen Begriffe des Gemäldes verwachsen, insofern
nämlich die antike Malerei als Theil der Wanddekoration, dem
Stile nach, stets Tafelmalerei war und blieb. Sie war es schon
als gestickte Draperie, da die Stickerei mehr als jede andere
1 Joseph. B. J. VII. 5. Vergl. auch die Beschreibung des Triumphes des
Aemilius Paulus im Plutarch. Aem. Paulus. cp. 32 ff. und Livius B. 45, c. 40.
Ferner über den Triumph des Pompejus Plutarch im Leben des Pompejus 45,
und Appian. Mithridat 5. 117. Plin. XXXIII. 12. 54. Bulenger de Triumphis.
R. Rochette p. 298 E.
2 Wenn nicht von geraubten Kunetwerken die Rede ist, die in späterer
Zeit bei Gelegenheiten wie die im Texte erwähnten zur Schau gestellt und
herumgetragen wurden, wird das gr. Wort nivoeg nirgend gefunden, ein Um-
stand, der sehr für die Annahme spricht, dass die eigentlichen ältern Deko-
rationsmalereien, die bei Aussehmiickung der Triumphe in Anwendung kamen,
auf Leinwand gemalt waren.