Textile
Kunst.
Exkurs.
Tapezierwesen
Alten.
der
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Üeber das Velarium und das Draperiewesen der Theater im
Allgemeinen wird ßiusfihrlicheres in einem späteren Abschnitte
des Buchs folgen.
In dritter Anwendung als Fussdeckc scheint der Teppich bei
den Griechen sehr früh durch Estrichfussböden, buntes Marlnor-
getäfel und Mosaik verdrängt worden zu sein. Selbst im Homer
werden die tapetia nur erwähnt in Verbindung mit Lagern oder
Bettvorrichtungen, sie waren von geringem Maasse und wurden,
wie noch jetzt im Orient üblich ist, nur für bestimmte Zwecke
ausgebreitet, aber nach aufgehobener Lagerung oder Sitzung wie-
der aufgerollt.
Aehnlich war es bei den Aegyptern, wie die Malereien be-
weisen. Man bediente sich schon im höchsten Alterthume der
noch jetzt der Kühle wegen gesuchten aus Palmblattrippen zu-
sammengefügten niedrigen Estraden, worauf dann bunte Leinwand-
teppiche oder Baumwollcnzeuge ausgebreitet wurden. 1
Anders bei den alten Völkern des Orients; sie trieben grossen
Luxus mit festen Teppichen, die den Boden bedeckten. Diess
erhellt aus darüber erhaltenen Nachrichten und ersieht man deut-
lich aus der Einrichtung der Palastfussböden, die einfach getäfelt
oder zum Theil ganz aller Bekleidung baar sich zeigen, während
die Wände in äusserster Pracht glänzen. Nur wo die Teppiche
nicht gelegt werden konnten, z. B. zwischen den Thürpfosten, sieht
man theils reich gemusterte Steingetäfel theils sogar Bronzefuss-
böden mit eingelegter Silberarbeit u. dgl.
In der Halle der Melophoren des Palastes zu Susa lag ein
glatter sardianischer Teppich, worauf der König allein ging wenn
er mit seinem Cortege aus dem Harem durch die Halle zog
um den Wagen zu besteigen oder um auszureiten. 2 So auch er-
wähnt Xenophon als eines fremdartigen und übertriebenen Luxus
der persischen Gewohnheit die Lagerbetten auf Teppiche zu
stellen, damit das Steingetäfel nicht zu harten Grund bilde, sondern
sein Widerstand durch die elastischen Teppiche gebrochen werde.
Die Gefährten Alexanders führten den Luxus der Fussteppiche
auch in Griechenland ein, woselbst sie vorher als eine nur den
Göttern zukommende Ehrenbezeugung betrachtet wurde. Daher
lässt Aeschylus seinen Agamemnon es voll Scheu von sich ab-
1 Wilkinson, manners and customs etc.
2 Heraclides in Athenaeo XII. cp. 8.