Textile Kunst.
Exkurs.
der
Tapezierwesen
Alten.
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Dichter seinen Personen in den Mund legt dadurch erleichtert
wurde, eben so benützten die Komiker das gleiche Motiv wie es
ihnen die häusliche Einrichtung der Athener bot. Unter vielen
Anspielungen dieser Art sei hier nur die Stelle des Aristophanes
erwähnt wo Jemandem der sich nicht zu benehmen weiss der
Rath gegeben wird die Decke sich anzuschauen und die Vor-
hänge der Aula zu bewundern. 1
Es versteht sich von selbst dass derselbe Gebrauch auch bei
den Römern galt, worauf eine Stelle des Properz über die pracht-
vollen attalischen Teppiche der Säulenhalle des Pompejus zu be-
ziehen ist. 2 Auch Martial widmet den buntgewirkten Vorhängen
der Gemächer, den cubiculariis polymitis, eine Anzahl Epigramme.
(Martial. XIV. 150).
Dieser Gebrauch tritt ausserdem an den "Wandmalereien Pom-
pejis, deren Motiv eben nichts weiter als die Nach-
ahmung solcher mit Draperieen und Scherwänden
ausgestatter Stoen und Hallen ist, auf eine Weise deutliich
hervor, dass es wahrlich keines weitren Nachweises desselben
aus den alten Schriftstellern bedarf. Hier zeigt er sich in seiner
ganzen Fruchtbarkeit und in allen Varietäten späterer stilistischer
Ausbildung und Verbildung.
Wir sagen nicht zu viel wenn wir behaupten dass das Frei-
bleiben der Zwischenräume der Säulen bei den Alten etwas Un-
gewöhnliches war, dass der Säulen Bestimmung zum Theil
darin bestand eben solche Draperieen und Scherwände, von
denen oben die Rede war, aufzunehmen, eine Anschauungsweise
die freilich der modernen Aesthetik eben so wenig behagen wird
wie meine Ansicht von der Polychromie der Alten.
Die Zwischenräume der Säulen boten ein sehr geeignetes Feld
für Anwendung tendenziösen Schmuckes der Stickerei, Plastik
und Malerei und ohne sie zu berücksichtigen ist es uns schlech-
terdings unmöglich den Reichthum an derartigen Verzierungen,
deren bei den Beschreibungen der Monumente und sonst gelegent-
liche Erwähnung geschieht, unterzubringenß
1 Aristoph. Wespen 1215. Athen. V. 6 in üne.
2 Propert. II. 23. 46. Scilicet umbrosis sordet Pompeia columnis Porticus
aulaeis nobilis Attalieis.
3 Die sogenannten Säulenbilder (stylopinakia), sind meines Erachtens von
Rochette ganz unrichtig für Gemälde die an Säulen geheftet waren gehalten