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Hauptstück.
Viertes
licherweise treten auch Nymphen und Dienerinncn 1 (Karyatidcn)
als Gewänder tragende und spannende Figuren auf, erscheinen sie
in späterer Nachbildung und Verwerthung ähnlich bethätigt auf
Relieftafelnf an Vasen und in der Baukunst statt der Säulen.
Diese Motive nun der späten Kunst der Griechen und Römer
Waren mit anderen vielen uralt asiatischen Ursprungs. Die
europäische Kunst lag noch dort WO sie später die schönsten
Früchte bringen sollte im tiefsten Schlummer, wie schon die
Künste des Webstuhls, die Chalkeutik und die Töpferei in Asien
den Grad der Entwicklung erreicht hatten üherden sie sich hier
später eigentlich niemals hinaus wagten, und ihre, Erzeugnisse
durch Verkehr und Raub in die noch ilnkultivirten zunächst
gelegenen Länder getragen wurden.
So geschah es dass diese frühen chaldäischen Stickereien mit
ihren unverstandenen Symbolen, Fabelthieren und Thierkämpfen,
dass verwandte Darstellungen auf Gefässen und Geräthen aus
Thon und Bronze auf die Einbildungskraft der empfänglichen
Hellenen lebhaft einwirken mussten, dass vielleicht in einigen
Fällen heimische Sagen und religiöse Elemente die eine ent-
fernte Aehnlichkeit oder selbst Grundzüge ältester Gemeinsippg
boten gewaltsam zu ihrer Deutung hierbeigezogen, meistens aber
die Sagen und religiösen Bilder erst frisch aus ihnen heraus
gedichtet wurden. Zugleich erweckten sie den Nachahmungstrieb
und die bildenden Künste wueherten eben so schöpferisch und
frei wie die Dichtkunst, und von dieser befruchtet, aus dem
üppigen Boden einer in ihrer nächsten Bedeutung erstorbenen
asiatischen Formenwelt hervor.
So wurden zum Beispiel zunächst die Ränder, Kanten, Nähte,
Verbrämungen, Knöpfe, Knoten, Bänder, Schleifen, Ueberhänge
und dergleichen nothwendige struktivc Elemente der Textrin zu
allgemeinen 'I'ypen der Kunst, und bei aller späteren Umbildung
die mit ihnen vorgenommen wurde behielten sie einen guten
Theil ihrer asiatischen Sonderzüge bei. Dann auch fand das
vegetabilische und animalische Zopfgeflecht und kosrnogonische
Schrif-
kleinen
gils ländlichen Gedichten und die gelehrte Notiz in Böttigers klei
ten. Bd. I, s. 402.
1 Clandian" H, do rapm Proserp. _320.
2 Sehr interressant ist in dieser Beziehung jenes bekannte
Museum zu Neapel, das offenbar eineri Teppich nachahmt.
Relief
im